Neuigkeiten
Der SFB und die Universität Siegen nimmt Abschied von Prof. Dr. Volkmar Pipek.
Am 6. Januar 2024 verstarb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 56 Jahren Prof. Dr. Volkmar Pipek. Prof. Pipek war von 2006 bis 2013 zunächst als Juniorprofessor im Fach Wirtschaftsinformatik der Fakultät III an der Universität Siegen tätig bevor er zum 1. Februar 2013 zum Universitätsprofessor für „Computer-Supported Cooperative Work and Social Media” berufen wurde. Mit ihm verliert der SFB und die Universität einen international renommierten Forscher und guten Freund.
Einen ausführlichen Nachruf und eine Gedenkseite für Prof. Pipek finden Sie hier
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und Freund*innen.
Wir suchen im Rahmen unseres Forschungsverbunds eine*n wissenschaftliche*n Koordinator*in zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu folgenden Konditionen: 100% = 39,83 Stunden, Entgeltgruppe 13 TV-L, befristet bis 31.12.2027.
Die Arbeit umfasst unter anderem die Gestaltung des curricularen Forschungsprogramm des SFB, die Mitarbeit am Aufbau einer Critical Data School, die Moderation und Durchführung zentraler Veranstaltungen des SFB, die Organisation und Planung des Veranstaltungsprogramms im internen Graduiertenkolleg, die wissenschaftliche Unterstützung und Koordination der Arbeit des Vorstandes des SFB sowie die Arbeit an einem eigenen wissenschaftlichen Beitrag zur digitalen Medienforschung, zum Beispiel im Bereich der Data Studies, Sensormedien, KI, datenintensiven Medien oder ähnlichem.
Wenn Sie über ein abgeschlossenes, einschlägiges wissenschaftliches Hochschulstudium mit Promotion (z. B. Medienwissenschaft, Sozialwissenschaft oder Anthropologie/Ethnologie) und eine ausgewiesene wissenschaftliche Expertise im Forschungsfeld des SFB verfügen, Interesse an der Organisation und Durchführung größerformatiger wissenschaftlicher Projekte haben und in einem interdisziplinären Team mitarbeiten möchten, freuen wir uns über Ihre Bewerbung. Bewerbungsschluss ist der 19. Februar.
Weitere Informationen und Details zur Bewerbung finden Sie hier.
Wir bieten eine Promotionsstelle im Bereich Medienwissenschaft (TVL 13, 65%, befristet bis 31.12.2027) im Rahmen unseres neuen Teilprojekts „Fahrradmedien:“, das von Julia Bee geleitet wird.
Die Arbeit umfasst die Mitarbeit im Projekt, die Durchführung kooperativer Feldforschung zu Fahrradkollektiven, die Organisation wissenschaftlichen Veranstaltungen im Rahmen des Teilprojekts und Beteiligung an kooperativen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit, u.a. mit Wissenschaftler:innen und Zivilgesellschaft.
Wenn Sie über ein abgeschlossenes, einschlägiges wissenschaftliches Hochschulstudium (z. B. Medienwissenschaft, Sozialwissenschaft oder Anthropologie/Ethnologie) verfügen, Interesse an Mobilität im Rahmen von Klimagerechtigkeit haben und in einem interdisziplinären Team mitarbeiten möchten, freuen wir uns über Ihre Bewerbung. Bewerbungsschluss ist der 7. Februar.
Weitere Informationen und Details zur Bewerbung finden Sie hier.
Wir bieten eine Promotionsstelle im Bereich Mensch-Computer-Interaktion (TVL 13, 100%, 4 Jahre mit möglicher Verlängerung) im Rahmen unseres neuen Teilprojekts „Soziale Interaktion im halbautomatisierten Straßenverkehr“, das von Shadan Sadeghian und Kristof van Laerhoven geleitet wird.
Die Arbeit umfasst die Gestaltung und Bewertung von Konzepten für die soziale Interaktion mit automatisierten Fahrzeugen. Wenn Sie über Erfahrung in den Bereichen des Interaktionsdesigns, der Mensch-Computer-Interaktion, der Automotive User Interfaces oder anderen relevanten Bereichen haben und in einem interdisziplinären Team mitarbeiten möchten, freuen wir uns über Ihre Bewerbung. Bewerbungsschluss ist der 10. Februar.
Weitere Informationen und Details zur Bewerbung finden Sie hier.
SFB 1187 Medien der Kooperation für weitere 4 Jahre gefördert
Wir freuen uns, den offiziellen Start der 3. Phase unseres Sonderforschungsbereichs Medien der Kooperation bekannt zu geben. Wir heißen alle Mitglieder herzlich willkommen!
→ Zum Forschungsprogramm der dritten Förderphase
Über neue Projekte
Ein besonderer Willkommensgruß geht an unsere neuen Projekte und Mitglieder! Wir freuen uns sehr, folgende Projekte und Teilprojektleiter*innen dazu gewonnen zu haben:
A07 – Industrie der Personendaten, geleitet von Max Becker (zusammen mit Marcus Burkhardt)
B09 – Fahrradmedien: Kooperative Medien der Mobilität, geleitet von Julia Bee
P04 – Precision Farming: Ko-operative Praktiken des Virtual Fencing, geleitet von Kathrin Friedrich (zusammen mit Tristan Thielmann)
P05 – Soziale Interaktion im semi-automatisierten Straßenverkehr, geleitet von Shadan Sadeghian und Kristof van Laerhoven
P06 – War Sensing, Leitung: Migle Bareikyte
Ö – Öffentlichkeitsarbeit: Kooperatives Forschen und Gestalten, geleitet von Julia Bee (zusammen mit Jutta Wiesemann und Martin Zillinger)
Wir freuen uns auf die kommenden vier Jahre, die gemeinsame Forschung, intensive Feldarbeit, kollaborative Methodenentwicklung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und abschließenden Publikationen. In den kommenden Jahren werden wir erneut unsere Agenda vorantreiben, um die Beziehung zwischen Sensing und Sensemaking, die kooperative Verfertigung sensorischer Medien zu erforschen und unsere eigene Auffassung einer sensorischen Praxeologie zu entwickeln. Dabei können wir auf acht Jahre Erfahrung kooperative Forschungsleistungen zurückgreifen.
Wie die DFG in ihrem Bewilligungsschreiben schreibt:
„Die dritte Förderperiode verspricht dabei eine reiche Erntephase und sie markiert zugleich Aufbruch und Perspektiven für weitere Forschung über den Sonderforschungsbereich hinaus.“
In der neusten Publikation “Kontrapunkte setzen – Digitale Politische Bildung mit ContraPoints” in unserer Working Paper Series (No. 35, Dez) setzt sich Julia Bee mit den Potenzialen kreativer Format Politischer Bildung in digitalen Kontexten auseinander. Im Zentrum stehen videoessayistische Gegenformaten von Stiftungen, Institutionen und Vlogger:innen, die darauf abzielen, rechte Metapolitiken zu entlarven und zu erkennen. Sie produzieren Bildungsformate, die nicht nur inhaltlich und informativ, sondern auch ästhetisch und affektiv anknüpfen.
Stiftungen, Institutionen und Vlogger:innen haben in den letzten Jahren angesichts des Rechtsrucks auf Plattformen neue Formate der Politischen Bildung geschaffen. Diese wollen präventiv und intervenierend in rechte Diskurse, Trolling, Fake News und Co. eingreifen. Am Beispiel des Youtube-Kanals ContraPoints untersucht Bee die Formatspezifik der politischen Bildung, die im Anschluss an Donna Haraway als situiertes Wissen verstanden wird.
Julia Bee ist Professorin für Medienästhetik an der Universität Siegen. In ihrer Forschung kombiniert sie ästhetische Phänomene mit Medienphilosophie und Praxistheorie. Dekoloniale und Gender Medien Theorie sind dabei zentral. Derzeitige Forschungsgegenstände bilden dokumentarische Filme, TV-Serien, Vlogs, Installationen, Literatur sowie mobile Medienpraktiken wie Fahrradfahren. Sie ist Teilprojektleiterin des ab Januar 2024 neu geförderten Projekts B09 Fahrradmedien: Kooperative Medien der Mobilität.
Die Publikation „Kontrapunkte setzen – Digitale Politische Bildung mit ContraPoints” wird im Rahmen der Working Paper Series des SFB 1187 „Medien der Kooperation“ veröffentlicht. Die Working Paper Serie versammelt aktuelle Beiträge aus dem Umfeld der inter- und transdisziplinären Medienforschung und bietet die Möglichkeit einer schnellen Veröffentlichung und ersten Verbreitung von am SFB laufenden oder ihm nahestehenden Forschungsarbeiten. Ziel der Reihe ist es, die SFB-Forschung einer breiteren Forschungsgemeinschaft zugänglich zu machen. Alle Working Papers sind über die Website zugänglich oder können in gedruckter Form bei info[æt]sfb1187.uni-siegen.de bestellt werden.
Die Universität Siegen ist eine interdisziplinär ausgerichtete und weltoffene Universität mit aktuell rund 18.000 Studierenden und einem Fächerspektrum von den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bis hin zu Natur-, Ingenieur- und Lebenswissenschaften. Mit über 2.000 Beschäftigten zählen wir zu den größten Arbeitgebern der Region und bieten ein einzigartiges Umfeld für Lehre, Forschung und Weiterbildung.
An der Universität Siegen sind ab dem 1. Februar 2024 (Start flexibel) im Rahmen der Nachwuchsförderung des DFG-Sonderforschungsbereichs 1187 „Medien der Kooperation“
drei Kurzzeitstipendien für Doktorand*innen
zu besetzen. Die Laufzeit der Stipendien beträgt 9 bis 12 Monate. Eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem Ziel der Promotion innerhalb des SFB wird angestrebt. Der Grundbetrag des Stipendiums richtet sich nach dem Höchstsatz der DFG (1.365,- EUR). Zusätzlich werden ein Sachkostenzuschuss und ggf. eine Kinderzulage gezahlt.
SFB 1187 „Medien der Kooperation“
Der SFB ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund, bestehend aus 15 Projekten und mehr als 60 Wissenschaftler*innen aus Medienwissenschaft, Science and Technology Studies, Ethnologie, Soziologie, Sprach- und Literaturwissenschaft, Informatik sowie den Geschichts-, Erziehungs- und Ingenieurswissenschaften. Er wird seit 2016 von der DFG gefördert. Der SFB untersucht die Entstehung und Verbreitung digital vernetzter, datenintensiver Medien und versteht diese als kooperativ erarbeitete Kooperationsbedingungen. Im Zentrum der Forschungen der beteiligten Teilprojekte stehen Medien-, Daten und sensorische Praktiken, die im situierten Zusammenspiel von Medienpraktiken, Infrastrukturen und Öffentlichkeiten erforscht werden.
Über das Kurzstipendienprogramm des SFB erhalten nationale und internationale Doktorand*innen die Möglichkeit, ihr Forschungsprojekt im SFB weiterzuentwickeln, beteiligte Forscher*innen der Teilprojekte kennenzulernen und sich mit diesen auszutauschen. Thematisch sollen die Forschungsprojekte der Stipendiat*innen im Umfeld der Teilprojekte des SFB angelegt sein, damit ihre Arbeit von den Projekten unterstützt werden kann. Organisatorisch sind die Stipendiat*innen dem integrierten Graduiertenkolleg (MGK) des SFB zugeordnet und profitieren von seinem strukturierten Qualifizierungskonzept. Der SFB bietet Stipendiat*innen ein internationales Umfeld für interdisziplinäre Medienforschung sowie ein umfassendes Veranstaltungsprogramm und Methodentraining u.a. im Bereich ethnografischer, digitaler, sensorbasierter und linguistischer Methoden.
Nähere Informationen zu den Schwerpunkten und Teilbereichen des SFB finden Sie unter: https://www.mediacoop.uni-siegen.de.
Ihr Profil
- Einschlägiger, überdurchschnittlicher Studienabschluss in einer der am SFB beteiligten oder verwandten Disziplinen, bevorzugt in der Medien- und Kulturwissenschaft, Soziologie oder im Bereich der Sozio- oder Wirtschaftsinformatik, Human-Computer-Interaction oder Informationssysteme (Master, Magister, Diplom oder Lehramt/Staatsexamen Sek. II)
- Eigenes Forschungsvorhaben in einer der o.g. Disziplinen im Themenbereich des SFB. Idealerweise können Sie das Projekt einem der Teilbereiche des SFB – Infrastrukturen, Öffentlichkeiten oder Praxeologie – zuordnen
- Interesse an Methoden der Medienforschung, der Analyse von Datenpraktiken sowie Affinität zu interdisziplinären Arbeitsweisen
- Bereitschaft sich am internationalen Veranstaltungsprogramm des SFB und des MGK zu beteiligen
- Sehr gute deutsche und englische Sprachkenntnisse in Wort und Schrift
Ihre Aufgaben
Erwartet werden:
- Regelmäßige Teilnahme und inhaltliche Mitwirkung am Veranstaltungs- und Qualifizierungsprogramm des MGK (Kolloquien, Workshops, Summer Schools, Methodenwerkstätten, interdisziplinäre Kleingruppen)
- Präsentation von Zwischenergebnissen des Forschungsvorhabens innerhalb des MGK-Kolloquiums
Chancengerechtigkeit und Diversity werden an der Universität Siegen gefördert und gelebt. Bewerbungen von Frauen sind uns ausdrücklich willkommen und werden gemäß Landesgleichstellungsgesetz besonders berücksichtigt. Gleichermaßen wünschen wir uns Bewerbungen von Personen mit unterschiedlichstem persönlichen, sozialen und kulturellen Hintergrund, Menschen mit Schwerbehinderung und diesen Gleichgestellten.
Auskunft erteilt Dr. Johannes Schick
E-Mail: johannes.schick[æt]uni-siegen.de
Ihre Bewerbungsunterlagen (Motivationsschreiben, Lebenslauf, Zeugniskopien, 5-seitige Skizze einer Projektidee) richten Sie bitte bis zum 31. Dezember 2023 an Dr. Johannes Schick, Herrengarten 3, 57072 Siegen. Alternativ können Sie Ihre Bewerbung auch in einer PDF-Datei per E-Mail an E-Mail: johannes.schick[æt]uni-siegen.de senden (eine PDF-Datei, max. 5 MB). Bitte beachten Sie, dass Gefährdungen der Vertraulichkeit und der unbefugte Zugriff Dritter bei einer Kommunikation per unverschlüsselter E-Mail nicht ausgeschlossen werden können.
Informationen über die Universität Siegen finden Sie auf unserer Homepage www.uni-siegen.de.
Die DFG hat entschieden: Unser SFB 1187 „Medien der Kooperation“ wird für weitere 4 Jahre gefördert! Wir freuen uns über die Entscheidung der DFG und danken unserem großartigen Team an Forschenden für all die Arbeit, die in den SFB gesteckt wurde, die Bewerbung, die Vor-Ort-Begutachtung, die Teambildung und das erstaunliche Forschungsprogramm. Das war eine kollektive Leistung!
Wir freuen uns auch, die neuen Projekte und Teilprojektleitenden willkommen zu heißen und gemeinsam weitere Jahre der Forschung zu Medien der Kooperation gestalten zu können, insbesondere mit einem neuen Fokus auf sensorische Medien, Künstliche Intelligenz und sensorische Praxeologie.
Lasst uns die kollektive Arbeit an Medien der Kooperation fortführen!
Hier geht es zur Pressemitteilung der Universität Siegen.
Hier gehts zur DFG Pressemitteilung.
In der neusten Publikation “Co-Teaching Post-digital Ethnography” in unserer Working Paper Series (No. 34, Okt) beschäftigen sich Simone Pfeifer und Suzana Jovicic mit der Vermittlung komplexer Theorien und methodologischer Ansätze. Reflektiert wird über die Co-Teaching-Methoden, welche in einer Masterclass über postdigitale Ethnografien. Ziel dieser Arbeit ist es außerdem, Beispiele für die Umsetzung in Lehr- und Co-Teaching-Konstellationen anhand von Lehrübungen zu präsentieren.
Simone Pfeifer ist Sozial- und Kulturanthropologin mit einem Fokus auf Visuelle Anthropologie, Digitale- und Medienethnologie. Sie arbeitet als Postdoktorandin im Graduiertenkolleg und fokussiert in ihrem Forschungsprojekt auf muslimischen Alltag und digitale Medienpraktiken in Deutschland. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der JGU Mainz im Forschungsprojekt „Dschihadismus im Internet: Die Gestaltung von Bildern und Videos, ihre Aneignung und Verbreitung“ und am Graduiertenkolleg „Locating Media“ der Universität Siegen.
Suzana Jovicic ist Postdoc-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Dozentin am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Universität Wien. Sie ist Co-PI des interdisziplinären Projekts „We-Design“, das ethnografische Forschung über die Rolle digitaler Technologien in Bezug auf den Zugang zu Arbeit unter Wiener Jugendlichen mit partizipativem Design und App-Entwicklung verbindet. Ihre Interessen liegen in den Bereichen digitale, Design- und psychologische Anthropologie, Jugendliche und partizipative Forschung. Sie ist Mitbegründerin der Digital Ethnography Initiative (DEI) an der Universität Wien.
Die Publikation „Co-Teaching Post-digital Ethnography” wird im Rahmen der Working Paper Series des SFB 1187 „Medien der Kooperation“ veröffentlicht. Die Working Paper Serie versammelt aktuelle Beiträge aus dem Umfeld der inter- und transdisziplinären Medienforschung und bietet die Möglichkeit einer schnellen Veröffentlichung und ersten Verbreitung von am SFB laufenden oder ihm nahestehenden Forschungsarbeiten. Ziel der Reihe ist es, die SFB-Forschung einer breiteren Forschungsgemeinschaft zugänglich zu machen. Alle Working Papers sind über die Website zugänglich oder können in gedruckter Form bei info[æt]sfb1187.uni-siegen.de bestellt werden.
Herbsttagung der DGS Sektion Soziologie des Körpers und des Sports
in Kooperation mit dem SFB-1187 „Medien der Kooperation“
Universität Siegen, 09. – 10.11.2023
organisiert von Dr. Clemens Eisenmann, P02 „Medien der Praxeologie II: Zur Methodologiegeschichte der AV-Sequenzanalyse“
Körperliche Wahrnehmungen, Praktiken und Handlungen werden zunehmend durch Technologien und digitale Medien vermittelt und in besonderer Weise durch diese (mit-) hervorgebracht. Viele Untersuchungen, die im Zuge der Digitalisierungs- und Mediatisierungsschübe der vergangenen Jahrzehnte und Jahre (pandemiebedingte Formen der digitalen Kommunikation, KI-Systeme als Teil von Entscheidungsprozessen, Chat GPT, neue Sensormedien, datenintensive Umwelten und digitale Infrastrukturen im urbanen oder architektonisch gestalteten Raum, etc.) entstanden sind, zeigten auf, wie Medien, Applikationen oder Hoch-Technologien auf verschiedene Sinne(smodalitäten) einwirken und infolgedessen Körperlichkeit(en) verändern, neujustieren oder auch irritieren. Dabei wird vielfach deutlich, dass bereits ohnehin marginalisierte Personengruppen und ihre Interaktions- und Wissensformen im Alltag durch die Produktion und Handhabung von neuen Digitaltechnologien nicht nur gestärkt, sondern in der Tendenz weiterhin – und z.T. auf neue Weise – ausgehend von ihrer Körperlichkeit ausgegrenzt, stigmatisiert und diskriminiert werden. „Diverse Körperlichkeit(en)“ soll(en) in diesem Zusammenhang auf der Herbsttagung als eine gemeinsame, möglichst weite Heuristik für körpersoziologische Perspektiven dienen, die die mithin digitale und technisch induzierte Konstruktion von körperlichen Differenzen und Diversität im Zusammenhang mit historischen und neu entstehenden sozialen Ungleichheiten, Vulnerabilitäten und Exklusionsmechanismen fassen können.
Ein aufschlussreicher Gegenstand für die Erforschung der gegenwärtigen Wechselwirkungen von diversen Körperlichkeiten und digitalen Medien bildet die Schnittstelle verkörperter Sensormedien. Darunter lassen sich zunächst all jene Medien und Technologien fassen, die körperliche Sinne in ihrer Wirk- und Wahrnehmungsqualität erweitern, vermitteln oder konstituieren. Dabei stellt sich die übergreifende Frage, wie Sensormedien diverse Körperlichkeiten herausfordern, wenn Körper z.T. ermächtigt, aber auch mit neuen – häufig nicht-intendierten – Vulnerabilitäten, Effekten, Reibungen, Problemen und Folgen konfrontiert oder gänzlich exkludiert werden. Klärungsbedürftig ist in dem Zusammenhang nicht nur, wie sich Sensormedien in Körper einschreiben und wie sie alltäglich verkörpert werden, sondern bereits vorgeschaltet, welche z.T. standardisierten Körpervorstellungen und Körpertechniken, bzw. Praktiken und spezifische Wissensformen in Sensormedien inskribiert sind. Im situierten und multisensorischen Zusammenspiel von dem, was gesehen, getastet, geschmeckt, gehört oder in der Bewegung erfahren werden kann, stellen sich somit die Fragen, wie sowohl Körper als auch Sensormedien in Praktiken, Handlungen und Interaktionen hervorgebracht werden und wie Wahrnehmungen durch Technologien, Erfahrung und Wissen vermittelt und sozial konstituiert werden.
Diskutieren möchten wir folglich Fragestellungen nach der (sozialen) Wahrnehmung und alltäglichen praktischen Verkörperung von in Körpern, Alltagsgegenständen, Technologien und urbanen Infrastrukturen oder Architekturen verbauten Sensoren. Ein Zugang zu Sensormedien lässt sich aus einer körpersoziologischen Perspektive – auch im Anschluss an Phänomenologie, (Feminist) STS, Sozial- und Kulturanthropologie, Human Computer Design oder Critical Data Studies – fruchtbar an die immer noch aktuellen Diskussionen um die Bedeutung der sozialen, kulturellen und materiellen Dimension von Sinnlichkeit anschließen. Diskussionen, die mit Perspektiven auf Einzel-Sinne und deren Hierarchisierung brechen und mit Multisensorialität das komplexe, historische und soziale Zusammenspiel zum Gegenstand machen. Einen weiteren Zugang bilden aktuelle Debatten um soziale Diskriminierung – wie sie bspw. auch in sozialen Bewegungen, wie LGBTIQ+, PoC oder Crip-Movement virulent werden – sowie situierte und intersektionale Perspektiven, die u. a. darauf abzielen, körperliche Differenzen und damit einhergehende Differenzierungsprozesse theoretisch wie empirisch fassen zu können. Entsprechend laden wir besonders dazu ein an diverse, queere, anti-rassistische oder crip-genealogische sowie klassistische Perspektiven und Ansätze anzuschließen und diese mit Blick auf Sensormedien im körpersoziologischen Kontext weiterzudenken.
Die Tagung widmet sich dem Alltag von und mit Sensormedien und deren sinnlichen und körperlichen Intimität unter den Vorzeichen sozialer Differenz und Diversität und fragt danach, wie digital gestützte Multisensorialitäten das Soziale formen. Mit dem Untertitel „Situierung, Differenzierung, Standardisierung“, schlagen wir drei heuristische bzw. analytische Perspektiven vor, die sich z. T. überschneiden und in den folgenden Fragen exemplarisch widerspiegeln:
- Situierung. Inwiefern können Sensormedien die sinnliche Wahrnehmung rekonfiguieren? Wie ist das Zusammenspiel von menschlichem Sensorium und technologischen Sensoren in sozialen Situationen, d.h. in Praktiken, Interaktions- und Wissensformen situiert? Welche alltäglichen Situierungen fordern diverse Körperlichkeiten angesichts zunehmender sozialer Ungleichheiten, Exklusionsmechanismen und marginalisierter Wissensformen heraus? Und inwiefern werden diese auch im Forschungsprozess relevant und reflektiert?
- Differenzierung. Welche Körperlichkeiten geraten über soziale Differenzen und Differenzierungsprozesse in den Blick? Wie sind diese ausschlaggebend für die Konstruktion von (marginalisiertem) Wissen, bzw. Praxis- und Interaktionsformen, die z.T. außerhalb des Radius von Sensormedien liegen? Welche neuen Vulnerabilitäten, Diskriminierungen und Verantwortlichkeiten entstehen durch sinnliche Sensorbeziehungen?
- Standardisierung. Wie und inwiefern inskribieren sich standardisiertes Körperwissen, Körpertechniken und Praktiken im Design und in gebauten Infrastrukturen von Sensormedien? Welche Körper werden exkludiert? Welche Standardisierungen zeigen sich in der Interaktion/Intraaktion mit Sensormedien und deren Umwelten? Wie wird marginalisiertes Wissen in die Standardisierung von Abläufen und Routinen, die durch Sensormedien gestützt werden, übersetzt? Wie ist der Zusammenhang zwischen sozialen Praktiken der Gestaltung, Nutzung und Formen der Standardisierung neu zu denken?
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