A03 - Navigation in Online/Offline-Räumen
Teilprojektleitung:
Mitarbeitende:
Fernando N. Van der Vlist, M.A.
(Assoziiertes Mitglied)
Dr. Sam Hind
(Assoziiertes Mitglied)
„Das Projekt widmet sich der medientheoretischen Frage, wie Medien und Räume durch navigatorische Praktiken kooperativ hervorgebracht werden. Dazu untersucht es das Zusammenspiel motiler und mobiler Komponenten sensortechnisch aufgeladener urbaner Mikronavigation.“
Zusammenfassung
Das Teilprojekt widmet sich der medientheoretischen Frage, wie Medien und Räume durch navigatorische Praktiken kooperativ hervorgebracht werden. Nachdem sich A03 in der ersten Phase mit der Transformation von Navigationsanwendungen zu sozialen Medien und Plattformen beschäftigt hat, konzentrierte sich die zweite Förderphase auf semi-autonome Navigationsprozesse. In der dritten Förderphase untersucht das Teilprojekt entscheidungsintensive mediengestützte Navigationssituationen in urbanen Räumen, die durch eine sensortechnisch aufgeladene Infrastruktur gekennzeichnet sind. In der Literatur zum „Internet der Dinge“ wird diese Mobilitätsweise auch als kontextbezogene Mikronavigation beschrieben. Mikronavigation ist dabei definiert als eine Bewegungsform, die durch gemeinsame Daten-, Medien- und Raumpraktiken gekennzeichnet ist, bei der die Medien und Verkehrsträger relativ kurz genutzt oder häufig gewechselt werden. Ziel des Teilprojekts ist es, die kooperative Verfertigung der Daten-, Medien- und Raumpraktiken bei der Mikronavigation quer durch Online- und Offline-Welten zu analysieren und theoretisch zu beschreiben.
Im Zentrum des Projekts steht dabei die empirische Erforschung zweier Navigationsformen: Mikronavigation mit Hilfe von Augmented-Reality-Devices sowie die Mikronavigation mit E-Bikes/Rollern im urbanen Raum. Mittels Inventive Methods untersucht das Projekt, wie in beiden Fallstudien versucht wird, möglichst nahtlose Übergänge zwischen Online- und Offline-Räumen, zwischen Verkehrsmitteln, Apps, aber auch dem menschlichen und technischen Sensorium zu schaffen. Dazu fragt A03, wie sensorintensive Navigationsmedien Körper, Bewegungen und Umgebungen vermessen und verrechnen und dabei den urbanen Raum plattformisieren, z. B. durch die Integration ihrer Daten in politische Mobilitätsdiskurse und – vordergründig nachhaltige – urbane Infrastrukturplanung. Anhand der Analyse der Mikromotilität mit Nahmedien und der Mikromobilität im urbanen Nahraum ist das Teilprojekt in der Lage, eine gemeinsame Raum- und Medientheorie der Mikronavigation zu entwickeln. Durch seine empirischen Fallstudien spezifiziert es zudem ein sensormediales Verständnis von (Plattform-)Medien als „Environing Media“.
A03 untersucht Mikronavigation in urbanen Räumen.
Es definiert Mikronavigation als eine Bewegungsform, bei der die Medien und Verkehrsmittel über kurze Distanzen, situativ und körpernah genutzt werden und für die eine intensive Verschränkung von Medien-, Daten- und Raumpraktiken kennzeichnend ist. Es untersucht diese entlang der Navigation mit Augmented-Reality-Glasses bzw. -Apps sowie mit E-Bikes und -Rollern im urbanen Raum, wobei A03 abzielt auf:
- Bestimmung des Verhältnisses von mediengestützten Motilitäts- und Mobilitätspraktiken im Kontext urbanen Navigierens
- Entwicklung einer Raum und Medientheorie der Mikronavigation, die auf Nahtlosigkeit als situiertes Accomplishment und soziotechnisches Imaginary fokussiert
- Erweiterung des Plattformkonzepts für „Environing Media”.
A03 kombiniert Methoden gegenstandsadäquat zu Inventive Mixed Methods und erweitert
- erprobte materiell-semiotische Zugänge und bewährte praxeologische und (sensor-) ethnographische Methoden zur Erforschung multimodaler Mikronavigationsvorgänge;
- „Sensory Digital Methods“ zur Erschließung von Hintergrund-Kooperation der erforschten Sensormedien und -plattformen.
AP1 „Mikromotilität mit Nahmedien“ untersucht die motile Komponente urbaner Mikronavigation am Beispiel von Smart Glasses, AR-Apps und Wearables [1] historisch, [2] praxeologisch und [3] hinsichtlich der Imaginaries von Seamlessness, Maplessness und Framelessness.
AP2 „Mikromobilität in Nahräumen“ erforscht urbane Mikromobilität mittels E-Bikes/Rollern mit Fokus auf [1] Software & Infrastrukturen, [2] Praktiken und [3] Plattformisierung.
AP3 „Sensorische Navigation in Online-/Offline-Räumen“ reflektiert methodische Zugänge und verdichtet die Ergebnisse der Fallstudien.
Ziele sind:
- Weiterentwicklung des qualitativen Datenbegriffs
- Praxeologie distribuierter Immersion
- Sensorische Plattformtheorie der Mikronavigation
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Publikationen
Aktuell
„Digital methods for sensory media research: Toolmaking as a critical technical practice“
‘Digital methods’ turn to medium-specific and online avenues for social and cultural research. While these approaches foster empirical media studies, it has become increasingly challenging to ‘follow the medium’ and ‘repurpose’ its methods. The prominence of sensory media such as ‘smart’ networked devices (e.g. mobile phones) in mundane practices and their infrastructural dependencies confront media scholars with highly contingent objects of study.
Yet, studying such sensor-based devices is crucial, for they enable continuous and unnoticed monitoring of everyday (inter)activity. The article suggests that developing digital methods for sensory media can be understood as specific ‘critical technical practice’ (CTP) by engaging with two toolmaking stories. It draws on and emphasises the fundamental similarity between CTP and digital methods which both aim at conjoining technical engagement and understanding with methodological reflection. The toolmaking stories explicate the making of and the limitations to developing digital methods for increasingly obfuscated mobile sensory media, exploring the possibilities of repurposing their functionality and data. They include building tools for app code analysis focused on apps’ capacity to track sensor data, as well as for ‘sensing’ and analysing network traffic of mobile devices in use. The featured toolmaking then unravels distinctive research affordances, that is, action possibilities for ‘static’ and ‘dynamic’ modes of analysis grappling with the technicity of mobile sensory media and their data. We argue that toolmaking as CTP for sensory media studies implies engaging with these media as entangled infrastructures, examining not just their social, but also their technical ‘multi-situatedness’. This involves investigating the ‘liveliness’ of their data, or how it is generated, processed and made sense of. In conclusion, we discuss implications for ‘doing digital methods’ in sensory media research. Toolmaking itself becomes an inevitable form of media research and critique, inviting and challenging researchers to deploy the media’s situatedness for their investigations.
Chao, Jason; Daniela van Geenen; Carolin Gerlitz und Fernando N. van der Vlist. 2024. „Digital methods for sensory media research: Toolmaking as a critical technical practice“. Convergence. Special Issue: Critical Technical Practice(s) in Digital Research 0 (0): 1-28. https://doi.org/10.1177/13548565241226791.