A04 - Normale Betriebsausfälle. Struktur und Wandel von Infrastrukturen im öffentlichen Dienst
Forschungsfokus der 2. Phase (2020 – 2023)
Teilprojektleiter*innen:
Mitarbeiter*innen:
Assoziierte Mitarbeiter*innen:
Das Teilprojekt untersucht Medien und Modi der Kooperation in Situationen des Ausfalls infrastruktureller Dienstleistungen am Beispiel des öffentlichen Verkehrs. Die Beschäftigung mit ‚Technik außer Betrieb‘ offenbart den Zusammenhang zwischen Infrastrukturen und Öffentlichkeiten. Sichtbar werden konfligierende normative Ordnungen und ihre Vermittlung durch und für verschiedene Akteure.
Während in der ersten Förderungsphase vor allem der operative Umgang mit Störungen im Mittelpunkt stand, folgt das Projekt in der zweiten Förderphase der zeitlichen Ausdehnung des Störungsmanagements. Das Störungsmanagement erfährt durch digitale Datenpraktiken eine zunehmende zeitliche Ausdehnung in das mittelbare Davor und Danach der Störung, gleichzeitig sind mehr und mehr Akteure echtzeitlich in die Störung eingebunden. Das Störungsmanagement soll in der zweiten Förderphase anhand dreier zeitlicher Modi analysiert werden: im Davor (Antizipation), im Während (echtzeitliche Reaktion) und Danach (Nachbearbeitung) der Störung. Zum einen finden wir antizipierende Medien vor, die es erlauben, Störungen immer früher anzuzeigen (Sensortechnik). Gleichzeitig können Fahrgäste nahezu in Echtzeit über Störungen informiert werden bzw. selbst zu Störungsmeldern werden (Apps). Andererseits gewinnt die Nachbereitung der Störung durch neue Formen der Beschwerdekommunikation (digitale Kontaktformulare) oder die automatisierte Verdatung (Messung von Verspätungsminuten) an Bedeutung. Das Projekt ergründet das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen zeitlichen Modi des Störungsmanagements, um so einen Einblick in die Heterogenität normativer Ordnungen zu erhalten.
Aktuelle Stellenausschreibung
Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in - Sozialwissenschaften
Bewerbung bis zum 09. Oktober 2022
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Störungen des öffentlichen Verkehrs sind nervenaufreibend. Doch wo beschwert man sich, wenn der Zug ausfällt? Beim Personal vor Ort oder gleich beim Unternehmen? Der ethnographische Blick ins Störungsmanagement der Verkehrsbetriebe zeigt: Jeweils für sich genommen ist keine der beiden Strategien hilfreich. Mit Rückgriff auf Forschungen zu Accountability und technischen Infrastrukturen zeichnet die organisationsethnographische Studie nach, wie Fragen der Verantwortlichkeit technisch vermittelt und zwischen verschiedenen Akteuren hin- und hergeschoben werden. Diese »verteilte Zurechenbarkeit« lässt sich nicht in einzelnen Individuen verorten, sondern findet sich im Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure, in den Prozessen und Praktiken des Störungsmanagements.
Tobias Röhl, 2022. Verteilte Zurechenbarkeit. Die Bearbeitung von Störungen im Öffentlichen Verkehr. Frankfurt; New York: Campus.
FAZ Interview von Uwe Ebbinghaus mit Tobias Röhl (01.08.2022) "Wir bitten, dies zu entschuldigen..."
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WDR 5 Interview von Thomas Koch mit Tobias Röhl (29.08.2022) "Die Entschuldigungen der Deutschen Bahn"
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Das Soziale ist immer schon medial und das Mediale immer schon sozial. „Materialität der Kooperation“ fragt nach materiellen Bedingungen und Medienpraktiken der Kooperation. Kooperation wird dabei als wechselseitiges Zusammenwirken verstanden, das mit oder ohne Konsens, mit oder ohne Kopräsenz der beteiligten Akteure von statten gehen kann.
Gießmann, Sebastian, Tobias Röhl, und Ronja Trischler, Hrsg. 2019. Materialität der Kooperation. Wiesbaden: Springer VS.