B06 - Un/erbetene Beobachtung in Interaktion: „Intelligente Persönliche Assistenten“ (IPA)
Teilprojektleiter*innen:
Mitarbeiter*innen:
Assoziierte:
Prof. Dr. Wolfgang Ludwig-Mayerhofer
In der ersten Phase untersuchte das Projekt unter der Perspektive der Herstellung von ‚erbetener‘ Beachtung und der Vermeidung ‚unerbetener‘ Beobachtung die Veröffentlichungspraktiken und diskursive bzw. praktische Grenzziehungen Jugendlicher beim Umgang mit Sozialen Medien, u.a. auf der Grundlage einer Analyse argumentativ tradierter Rechtfertigungsordnungen im Sinn von Boltanski und Thévenot (2007), und damit einen Fall der wechselseitigen Verfertigung von Kooperation unter problematischen medienbezogenen Bedingungen.
Darauf aufbauend erforscht das Projekt in der zweiten Phase, wie stationäre „Intelligente Persönliche Assistenten (IPA)“ mit „Voice User Interfaces“ (VUI) von häuslichen Nutzer*innen in ihre verbale Interaktion bzw. Alltagspraktiken einbezogen und situativ verhandelt werden, und zwar im Spannungsfeld von erbetener/erforderlicher Responsivität auf und problembehafteter Beobachtung/Verwertung von sprachlichem Input. Komplementär hierzu zielt das Projekt darauf, mit Hilfe von Expert*innen einer institutionellen Verarbeitung und Verwertung von derartigen Daten – auch in Verbindung mit digitalen Methoden – Erkenntnisse über die Black box hinter den kommerziellen VUI zu erlangen.
Publikationen
Aktuell
Smartness von intelligenten persönlichen Assistenten bzw. von Smart Speakern wird im Beitrag in zwei Weisen diskutiert: Zum einen zeigen wir anhand der Interaktion mit Sprachassistenten, dass akustische Intelligenz als maschinelle Intelligibilität auf die Zuarbeit der menschlichen Nutzer* innen angewiesen ist, um kommunizieren zu können. Zum anderen erscheint akustische Intelligenz bzw. intelligence als ökonomische Verwertung der von den Nutzer*innen produzierten akustischen Daten, die sich als Datafizierung häuslicher Sprachkommunikation manifestiert.
Waldecker, David, and Axel Volmar (2022). “Die zweifache akustische Intelligenz virtueller Sprachassistenten zwischen verteilter Kooperation und Datafizierung.” In Acoustic Intellingence. Hören Und Gehorchen, edited by Anna Schürmer, Maximilian Haberer, and Tomy Brautschek, 161–82. Düsseldorf: Düsseldorf University Press. https://doi.org/10.1515/9783110730791-011.
Der Beitrag fokussiert das Spannungsverhältnis zwischen der Überwachungsgesellschaft und einer Kultur der Maximierung der Produktion medialer Daten aus der Sicht von Nutzer/innen anhand der Unterscheidung „erbetene/unerbetene Beobachtung“. Von Interesse ist die kritische Urteilskraft von Social-Media-Nutzer/innen gerade deshalb, weil diese über ihre Online-Aktivitäten in die eigene Überwachung und Kontrolle ‚verstrickt‘ sind.
Englert, Kathrin, David Waldecker und Oliver Schmidtke (2019). "Un/erbetene Beobachtung: Bewertung richtigen Medienhandelns in Zeiten seiner Hyper-Beobachtbarkeit." In: Digitale Bewertungspraktiken: Für eine Bewertungs-soziologie des Digitalen, hg. von Jonathan Kropf, und Stephan Laser, 215–236. Wiesbaden: Springer VS.