Neuigkeiten
Ob Hund, Katze, Smart Speaker, alle drei brauchen einige Zeit um richtig im Haushalt anzukommen. In vielen Lebensbereichen durchziehen datengesteuerte und vernetzte Technologien den Alltag: So sollen u.a. Staubsaugerroboter, Smart Speaker, Drohnen oder Küchengeräte das Leben verbessern. Indem der Mensch diese Technologien in einem Prozess der Domestizierung in sein Leben integriert, zähmt er sie einerseits und wird andererseits durch sie beeinflusst.
Das Themenheft„Taming Digital Practices. On the Domestication of Data-Driven Technologies“ von Digital Culture & Society kombiniert Domestizierungsforschung mit Analysen aktueller, digitaler und vernetzter Medien und untersucht so den Prozess der Zähmung digital vernetzter Medien mit dem Schwerpunkt auf Praktiken. Dabei bündelt das Heft interdisziplinäre Perspektiven, u.a. aus der Medienwissenschaft, der Soziologie, der Anthropologie und der Human-Computer-Interaction, darunter eine Reihe von Beiträgen aus dem SFB Medien der Kooperation.
Herausgegeben von Tim Hector, David Waldecker, Niklas Strüver vom Teilprojekt B06 „Un/erbetene Beobachtung in Interaktion: „Intelligente Persönliche Assistenten“ (IPA)“ und Tanja Aal vom Teilprojekt A05 „Kooperative Herstellung von Nutzerautonomie im Kontext der alternden Gesellschaft“.
Wir begrüßen alle Mitglieder zum Start des neuen Semesters und neuen Winterprogramms. Das aktuelle Jahr hielt bereits ereignisreiche Veranstaltungen bereit mit zwei MGK-Kolloquien, der Jahrestagung, zahlreichen Klausurtagungen, einer Summer School und mehreren Gästen in unserer Werkstatt Medienpraxistheorie. Für das Wintersemester freuen wir uns erneut auf ein sehr ansprechendes und interessantes Programm: Im Forschungsforum stellen einige Post-Docs und Docs ihre Forschungsprojekte vor und die Herausgebenden präsentieren ihr ZfM-Sonderheft zum Thema „Test“. Im November finden zwei Konferenzen statt und im Dezember setzen wir unsere erfolgreiche Werkstatt Medienpraxistheorie mit Jacob Gaboury und Michael Dieter fort. Außerdem organisieren Nina ter Laan, Carla Tiefenbacher und Martin Zillinger die hybride Vortragsreihe „60 Minutes Anthropology: Sensing and Sense Making in the Mediterranean“, die das Programm des Forschungsforums ergänzen wird.
Alle Veranstaltungen sind nun online an!
In der neusten Publikation „Unboxing Spain’s Colonial Past in the Rif – Situating memory work and transborder publics in a Domestic Basement Archive in Madrid” unser Working Paper Series analysiert Carla Tiefenbacher die archivarischen Praktiken der Bewohner der nordmarokkanischen Stadt Al Hoceima. Unter Berücksichtigung des laufenden transmediterranen und spanischen Erinnerungsaktivismus untersucht die Autorin die Funktionsweise und Reoression des Kolonialismus in Spanien und Nordmarokko und arbeitet mithilfe der über mehrere Machtwechsel gesammelten Erfahrungen der Bewohner und der aufbewahrten Objekte eine Sammlungspraxis heraus.
Im Rahmen des Teilprojekts „Digitale Öffentlichkeiten und soziale Transformationen im Maghreb“ stellt Carla Tiefenbacher derzeit ihre Magisterarbeit über Archivierungspraktiken und Erinnerungsinfrastrukturen in den letzten spanischen Kolonialmächten in Nordmarokko fertig. Sie besitzt einen B.A. in Liberal Arts and Sciences von der Universität Freiburg und absolviert aktuel den interdisziplinären Studiengang „Kultur und Umwelt in Afrika“ an der Universität zu Köln. Sie ist zudem ausgebildete Mediatorin und Trauerbegleiterin.
Die Publikation „Unboxing Spain’s Colonial Past in the Rif – Situating memory work and transborder publics in a Domestic Basement Archive in Madrid“ wird im Rahmen der Working Paper Series des SFB 1187 „Medien der Kooperation“ veröffentlicht. Die Working Paper Serie versammelt aktuelle Beiträge aus dem Umfeld der inter- und transdisziplinären Medienforschung und bietet die Möglichkeit einer schnellen Veröffentlichung und ersten Verbreitung von am SFB laufenden oder ihm nahestehenden Forschungsarbeiten. Ziel der Reihe ist es, die SFB-Forschung einer breiteren Forschungsgemeinschaft zugänglich zu machen. Alle Working Papers sind über die Website zugänglich oder können in gedruckter Form bei info[æt]sfb1187.uni-siegen.de bestellt werden.
Vergesst Krypto! Wir brauchen ein neues Geld der europäischen Öffentlichkeit. Sebastian Gießmann, Teilprojektleiter von A01, plädiert auf den Wissenschaftsseiten der FAZ für den digitalen Euro:
Die Ausstellung “Berührung neu erfinden. Sinnespraktiken in digitalen Kindheiten” wurde von Mai bis Juni 2023 im Haus der Wissenschaft in Siegen gezeigt und hat kamera-ethnographische Forschungsergebnisse des Projekts “Frühe Kindheit und Smartphone” einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein weiteres Mal wurde sie für Fachpublikum im September 2023 geöffnet, im Rahmen der 31. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe.
Anhand von interaktiven Exponaten und Videoinstallationen bot diese Ausstellung unterschiedliche Möglichkeiten des Eintauchens in die Thematik der Sinnespraktiken in digitalen Kindheiten und des aktiven Mitforschens. Das zeitgleich erschienene Buch Berührung neu erfinden, an dem Forschende unterschiedlicher Fachrichtungen mitgewirkt haben, wurde zum Katalog der Ausstellung, die ihrerseits eine Fortsetzung des Buchprojektes mit performativen Mitteln darstellte. In beiden Fällen trafen unterschiedliche Betrachtungsweisen und Perspektiven aufeinander und konnten sich begegnen.
Informationen zu den Exponaten
Carolin Gerlitz, Sprecherin des SFB und Teilprojektleiterin von A03, P03 und MGK, und Sebastian Gießmann, Teilprojektleiter von A01, zeichnen für das aktuelle Heft der Zeitschrift für Medienwissenschaft zum Thema TEST verantwortlich. Sie fragen, wie sich Medien und Tests wechselseitig konstituieren. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei Politiken des Testens. Gerlitz und Gießmann schlagen vor, Tests als offene Situationen zu verstehen, in denen mit teils etablierten, teils sich erst während des Testens etablierenden Maßstäben soziotechnische Bewertungen erfolgen und Entscheidungen getroffen werden. Für einen medienkulturwissenschaftlichen Begriff des Tests gilt: In den Mikroentscheidungen des verteilten und verteilenden Testens steht das Soziale selbst auf der Probe. Die in diesem Heft versammelten Beiträge verdeutlichen: kein Test ohne Medien – kein Medium ohne Test.
Mit Beiträgen von David Bucheli, Gabriele Schabacher, Sophie Spallinger, Stefan Rieger, Daniela Holzer, Christoph Borbach, Noortje Marres und Philippe Sormani.
Das Heft erscheint im Open Acess.
Konzeption und Beiträge werden am Mittwoch, den 29. November im Rahmen des SFB Forschungsforums vorgestellt.
We look happily back at this year’s Mixing Methods Summer School to recap what our participants have accomplished.
During the summer school “More Than Data: Positionality and Situatedness in Digital Research”, two groups contributed to the practical tracks: „Mapping the Misappropriation of Images of Transbodies“ and „#letztegeneration meets #klimakleber: Mapping TikTok Imaginaries of Climate Activism and Climate Change Denial“. With facilitators Aikaterini Mniestri, Elena Pilipets, and Julia Bee, our contributors explored questions of positionality in the process of obtaining, visualizing, and interpreting online-ethnographic and visual platform data. The week of explorations opened with a welcome address by Carolin Gerlitz and a keynote by Gabriele Colombo titled ‚Unfolding data: lists, catalogues, supercuts, and other visual formats for digital research.‘ In addition, a workshop by Jason Chao and Elena Pilipets, ‚Memespector: Web Detection and the Multi-Situatedness of the Digital Image,‘ introduced participants to different methods of contextualizing image collections.
The first group, ‚Mapping Misappropriation‘, used a mix of quantitative and qualitative methods to explore the misappropriation of the images of trans content creators across the internet. The main results confirmed the initial hypothesis that the images published by trans content creators on their public accounts have been misappropriated to different ends.
Figure 1: Mapping Misappropriation of Trans bodies: the image of Jamie Raines and its online contexts
The project’s main results indicate the presence of these images on Russian adult sites and their resurgence in hate speech on platforms like 4chan. News articles with varying degrees of transphobia were collected and grouped based on their content. The project integrated web locations of these images into visualizations for better understanding. These findings emphasize the significance of this topic in new media and digital methods, calling for further examination of the misuse of images depicting minoritized bodies online.
The second group, ‚TikTok imaginaries‘, explored a collection of 632 TikTok videos, focusing on the contemporary online imaginaries of climate activism and climate change denial. Using TikTok video metadata, participants worked with extracted video frames and associated information, including co-hashtags, stickers, and sounds. AI-assisted speech-to-text conversion and computer vision-generated image annotations were employed to locate different forms of embodiment in TikTok performances. By removing background, de-contextualized human and nonhuman bodies ranging from microphones and vehicles to hands, gloves, uniforms, and safety vests were then re-contextualized and collectively re-arranged in collages.
Figure 2: From Decontextualization to Recontextualization: Re-imagining ‘bodies that stick’ in connection to the power dynamics they enact
Combining methods of ethical fabrication with feminist approaches, some social connections and power relations surfacing through data were re-imagined, while others remained intact in their linkages to one another and their TikTok-mediated contexts. Diverse positionalities, arising from TikTok performances and our research interventions, prompted us to critically assess the influence and ‘weight’ of affectively charged associations that stick onto activists‘ bodies. In de-constructing the hateful rhetoric of climate change deniers, ethical considerations arise. These include both avoiding the normative reproduction of systemic violence and the necessity to support activists through inventive approaches that go beyond digital amplification.
We thank everyone for their participation and contributions!
Die neue dreiteilige Publikationsreihe „Defining Digitalities I – III“ in der Working Paper Series von Thomas Haigh und Sebastian Gießmann fragt „What’s Digital about Digits?“ (Nr. 30, Juli 2023), „What’s Digital About Digital Communication?“ (Nr. 31, Juli 2023) und „What’s Digital About Digital Media?“ (Nr. 32, Juli 2023). Bei der Beantwortung dieser Fragen konzentriert sich die Kurzserie darauf, zu definieren, was Digitalität ist, indem sie sich dem Thema historisch nähert und die damit verbundenen Lese- und Schreibpraktiken analysiert.
Im ersten Beitrag „What’s Digital about Digits?“ von Thomas Haigh wird argumentiert, dass Digitalität nicht ein Merkmal eines Objekts selbst ist, sondern die Art und Weise, wie dieses Objekt (ob von Menschen oder Maschinen) als Kodierung von Symbolen aus einer endlichen Menge gelesen wird. Thomas Haigh kommt dann zu dem Schluss, dass Digitalität durch Lesepraktiken konstituiert wird.
Nr. 31 und Nr. 32 wurden von Thomas Haigh und Sebastian Gießmann geschrieben. In „What’s Digital About Digital Communication?“ setzen sie ihre Arbeit zu Medien- und Kommunikationssystemen fort, indem sie die historische Ausweitung des Digitalitätsbegriffs auf nicht-numerische Repräsentationssysteme, wie sie zur Codierung von Texten und Bildern verwendet werden, untersuchen.
Darüber hinaus diskutiert das dritte Papier „What’s Digital About Digital Media?“ Digitalität als Merkmal der Praktiken, die zum Lesen und Schreiben von Symbolen von einem Medium verwendet werden, und nicht als physische Eigenschaft des Mediums selbst, und untersucht die begrenzte Austauschbarkeit von Repräsentationen zwischen verschiedenen Kodierungen derselben Symbole, indem es die vermeintliche Immaterialität der Digitalität mit dieser tatsächlichen Fungibilität materieller Repräsentationen verbindet.
Dr. Sebastian Gießmann ist Leiter des SFB-Teilprojekts A01 „Digitale Netzwerktechnologien zwischen Spezialisierung und Generalisierung“, Ph. D. Thomas Haigh assoziierter Forscher des selben Teilprojekts.
Die Kurzserie zum Thema „Defining Digitalities“ ist eine Vorveröffentlichung ihres bald erscheinenden, gleichnamigen Buchs und wird im Rahmen der Working Paper Series des SFB 1187 veröffentlicht, die die inter- und transdisziplinäre Medienforschung fördert und einen Weg für die schnelle Veröffentlichung und Verbreitung laufender Forschungsarbeiten am SFB oder in Verbindung mit dem SFB bietet. Ziel der Reihe ist es, laufende Forschungsarbeiten über den SFB hinaus an eine breitere Forschungsgemeinschaft weiterzugeben. Alle Arbeitspapiere sind über die Website zugänglich oder können in gedruckter Form per E-Mail bestellt werden unter: info[æt]sfb1187.uni-siegen.de
The new publication “‚Anything can happen on a smartphone…‘ – Mutual explorations of digitalization and social transformation in Morocco’s High Atlas through On/Offline Theatre Ethnography” by Nina ter Laan in collaboration with Marike Mahtat-Minnema discusses the use of (online) theatre as an ethnographic research tool. Drawing from an existing collaborative study, they discuss (digital) media use and social transformation in a Moroccan village situated in the High Atlas Mountains of Morocco. Their project constitutes as a solution for the challenges imposed by Covid restrictions. The working paper describes the process, motivations, design, and outcomes of the project, as well as the controversies, opportunities, and struggles that arose during the theatre work.
Nina ter Laan is postdoctoral researcher within the research project B04 Digital Publics and Social Transformation in the Maghreb, working at the University of Cologne. Her research centers on aesthetic practices, religion, materiality, and heritage production, in conversation with politics of belonging, with a particular focus on Morocco. She is interested in the exploration of art forms as a subject and a method of research.
The paper »‚Anything can happen on a smartphone…‘« is published as part of the Working Paper Series of the CRC 1187, which promotes inter- and transdisciplinary media research and provides an avenue for rapid publication and dissemination of ongoing research located at or associated with the CRC. The purpose of the series is to circulate in-progress research to the wider research community beyond the CRC. All Working Papers are accessible via the website or can be ordered in print by sending an email to: info[æt]sfb1187.uni-siegen.de.
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