„Vom Smart Speaker zum Smart Home: Das Projekt untersucht die Domestizierung datenintensiver sensorischer Medien in der Interaktion. Es ergründet, wie ‚Intelligente‘ Wohnumgebungen die Haushalte digital sprachlich, motorisch und sinnesbezogen erfassen.“
Bis zu 10 Wochenstunden (genaue Stundenzahl nach Vereinbarung)
Zunächst befristet für ein Jahr, mit der Möglichkeit zur Verlängerung
Beschäftigung auf Grundlage des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes
Ihre Aufgaben:
Aufbereitung und Transkription von Feldnotizen sowie Teilnahme an der Auswertung des Datenmaterials
Unterstützung bei Zuarbeit für die Forschung (u.a. Literaturrecherche und -verwaltung)
Unterstützung bei der Durchführung von Veranstaltungen (u.a. in der Planung und praktischen Durchführung von Tagungen und Workshops)
Mithilfe bei der Erstellung wissenschaftl. Publikationen (z.B. Korrektorat, Formatierungsarbeiten) )
Ihr Profil:
Vorteilhaft ist die Vertrautheit mit empirischem Arbeiten
Bereitschaft für flexible Arbeitszeiten
Immatrikulation in einem (bevorzugt sozial- oder medienwissenschaftlichen) Bachelor- oder Master-Studiengang an einer deutschen Hochschule (bevorzugt Uni Siegen)
Interesse an einer Tätigkeit im wissenschaftlichen Umfeld
Strukturiertes Arbeiten, Freude an Teamarbeit, Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein
Wie verändern sich alltägliche Haushaltspraktiken durch intelligente, sensorbasierte Medientechnologien?
von Tim Hector, Niklas Strüver, Stephan Habscheid und Dagmar Hoffmann (alle Universität Siegen, SFB)
In unserem neuen Working Paper (No. 36) präsentieren Tim Hector, Niklas Strüver, Stephan Habscheid und Dagmar Hoffmann erste Ergebnisse ihrer interdisziplinären Pilotstudie zur Gestaltung von Haushaltsökologien und -prozessen durch Smart Home Geräte. Die Studie ist Teil ihres Forschungsprojekts am SFB, in dem die Autor/innen gemeinsam die Domestizierung smarter Technologien als einen Fall kooperativer Produktion von Medien und Daten untersuchen.
Das Working Paper präsentiert als Proof of Concept erste Ergebnisse einer interdisziplinären Pilotstudie, die mit Methoden der soziologischen und linguistischen Medienforschung der Frage nachgeht, wie sich alltägliche Haushaltspraktiken mit intelligenten, sensorbasierten Medientechnologien, die als multimodale Interaktionen beobachtet werden können, darstellen und verändern. Im Kontext des Projekts „B06 – Un-/erbetene Beobachtung in Interaktion: Smart Environments, Sprache, Körper und Sinne in Privathaushalten“ im Sonderforschungsbereich (SFB) „Medien der Kooperation“ wird die Domestizierung smarter Technologien als ein Fall der kooperativen Produktion von Medien und Daten – mit und ohne Konsens (Star und Griesemer 1989) – erforscht. Der Fokus der vorgestellten Pilotstudie liegt auf Mensch-Maschine-Kooperationen, bei denen eine mehr und minder bemerkte Erfassung von Verhaltens- und Umweltdaten durch Sensoren zur halbautomatischen Gestaltung von Haushaltsökologien und -prozessen beiträgt. Wir rekonstruieren und untersuchen Formen der Interaktion bzw. Kommunikation mit Interfaces dieser modernen Technologien und die sensorischen Orientierungen sowie körperlichen Praktiken der Nutzer*innen. Weiterhin von Interesse sind die räumlichen und materiellen Anordnungen, die für das soziale und kommunikative Arrangement sowie die Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit des soziotechnischen Handelns mit den Geräten wesentlich sind. In dem vorliegenden Working Paper präsentieren wir explorative mediensoziologische und medienlinguistische Analysen einer mit smarten Geräten ausgestatteten Wohnumgebung sowie exemplarisch des Umgangs mit zwei Geräten: einem Amazon Echo Show (10. Gen.), das ist ein sich drehender Smart Speaker mit Voice User Interface, Kamera, Display, Video-/Touch Screen und kamerabasierter Bewegungserkennung, sowie einem smarten AirFryer, das ist eine Heißluftfritteuse mit Internetverbindung. Die Untersuchung zeigt, dass die Nutzer*innen mit ihrem menschlichen Sensorium, d.h. sowohl sozial-kognitiv als auch leiblich-körperlich, in die Mensch-Maschine-Interaktion eingebunden und in situ herausgefordert sind, verschiedene Entscheidungen zu treffen.
Über die Autor/innen
Tim Hector(Dr. des.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB 1187 „Medien der Kooperation“ an der Universität Siegen im Projekt B06 („Un/erbetene Beobachtung in Interaktion“). In seiner Promtoion hat er sich mit Smart Speakern im Gespräch beschäftigt. Zu seinen Forschungsinteressen zählen u.a. die Medienlinguistik, die Gesprächsforschung sowie die linguistische Praxeologie.
Niklas Strüver (M.A.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt B06 („Un/erbetene Beobachtung in Interaktion“) und Doktorand am SFB 1187 „Medien der Kooperation“. Er studierte Soziologie mit einem Schwerpunkt auf Techniksoziologie an der RWTH Aachen und schloss dort den Master of Arts ab. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen Techniksoziologie, Science and Technology Studies sowie Platform Studies.
Stephan Habscheid (Prof. Dr.) ist Professor für Germanistik / Angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Siegen. Im SFB 1187 „Medien der Kooperation“ leitet er gemeinsam mit Dagmar Hoffmann das Projekt B06 („Un/erbetene Beobachtung in Interaktion“). Er forscht u.a. zur Medienlinguistik und einer linguistischen Praxeologie sowie zu Sprache in Institutionen und Organisationen.
Dagmar Hoffmann(Prof. Dr.) ist Professorin für Medien und Kommunikation / Gender Media Studies an der Universität Siegen. Im SFB 1187 „Medien der Kooperation“ leitet sie seit 2020 gemeinsam mit Stephan Habscheid das Projekt B06 („Un/erbetene Beobachtung in Interaktion“). Sie arbeitet u.a. zu digitalen Kompetenzen, Mediensozialisation und -aneignung sowie zu Bild- und Medienpraktiken im Social Web.
Über die Working Paper Reihe
Die Working Paper Series des SFB 1187 „Medien der Kooperation“ versammelt aktuelle Beiträge aus dem Umfeld der inter- und transdisziplinären Medienforschung. Die SFBWorking Paper Series bietet die Möglichkeit einer Vorveröffentlichung und schnellen Verbreitung von am SFB laufenden oder ihm nahestehenden Forschungsarbeiten. Ziel der Reihe ist es, die SFB-Forschung einer breiteren Forschungsgemeinschaft zugänglich zu machen. Die Veröffentlichung in der Working Paper Series schließt die Publikation überarbeiteter Versionen desselben Beitrags in anderen Zeitschriften nicht aus. Beiträge von Postdocs und etablierten Wissenschaftlicher*innen werden begrüßt. Die Reihe versteht sich als Publikationsforum für die im SFB vertretenen Wissenschaftler*innen, Projekte und ihre laufende Forschung. Die Beiträge erscheinen im Open Access und in limitierter Printauflage. Wenn Sie einen Beitrag in der Working Paper Series veröffentlichen möchten, reichen Sie bitte Ihren Themenvorschlag in Form eines Abstracts (max. 300 Wörter) zusammen mit einer Kurzvita (max. 50 Wörter) ein. Für die Manuskripteinreichung beachten Sie bitte unser Styleguide.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Projektnummer 262513311 – SFB 1187. Redaktionelle Verantwortung: Karina Kirsten, Universität Siegen & SFB 1187 Medien der Kooperation.
Eine Forschungsstudie von Stephan Habscheid, Dagmar Hoffmann, Tim Hector, Niklas Strüver (alle Universität Siegen, SFB 1187)
Das Projektteam von B06 „Un-/erbetene Beobachtung in Interaktion“ sucht Teilnehmer*innen für ihre Forschungsstudie zu „Smart Homes“. Sie haben ein „Smart Home“ oder wollen sich bald erste Smart Home-Geräte anschaffen? Dann nehmen Sie an der Forschungsstudie teil!
Wir wollen mehr über Ihren ‚smarten‘ Alltag erfahren. Um nähere Einblicke in den Alltag mit smarten Geräten zu erhalten, möchten wir Sie bei der Einrichtung und Nutzung Ihrer Smart Home-Geräte begleiten und auf Video aufzeichnen. Die Ergebnisse und Daten nutzen wir ausschließlich zu Forschungszwecken. Die gesammelten Daten werden nach höchsten datenschutzrechtlichen Standards vertraulich verarbeitet. Bei Veröffentlichungen wird auf eine strenge Anonymisierung bzw. Verfremdung der Teilnehmer*innen geachtet.
Für die Studie suchen wir
Haushalte mit Smart Speaker, smarten Küchengeräten (z.B. ein Thermomix), vernetzter Elektronik (z.B. Glühbirnen, Thermostate, Türschlösser oder Steckdosen), digitalen Energiekontrollen für ein Solarpanel oder ähnlichen Geräten/Anwendungen
Haushalte, die noch keine solchen Geräte einsetzen, aber die Anschaffung planen und uns bei der Einrichtung und Nutzung dessen mitnehmen möchten.
Bei einer Teilnahme bieten wir Ihnen eine Aufwandsentschädigung, die je nach Umfang der Teilnahme zwischen 30 und 180 Euro betragen kann.
Bei einer Teilnahme erwartet Sie:
Die Video-Aufnahme der Nutzung von Smart Home-Geräten in bestimmten Situationen, z.B. beim Kochen und Spielen, bei alltäglichen Unterhaltungen oder bei Besuchen von Freunden und Bekannten.
Wenn möglich die Video-Aufnahme der Ersteinrichtung von Smart Home-Geräten (Auspacken, Installation, Verbinden mit dem Smartphone und Platzierung in der Wohnung).
Die Erfassung aller Smart Home-Anwendungen in Ihrer Wohnung sowie verschiedene Interviews mit Ihnen sowie mit anderen Haushaltsmitgliedern.
Um die Verbindung zwischen dem Smart Home-Gerät und Ihrem Smartphone zu ermitteln soll außerdem in bestimmten Situationen ein Screen-Recording durchgeführt werden.
Kameras und Audio-Aufnahmegeräte werden von uns zur Verfügung gestellt.
Teilnahmevoraussetzungen: Alle Mitglieder Ihres Haushaltes müssen mindestens 16 Jahre alt sein.
Investigating the interplay of media, data, and language in domestic environments – now available as an open-access volume
von Stephan Habscheid (University of Siegen)/ Tim Hector (University of Siegen)/ Dagmar Hoffmann (University of Siegen)/ David Waldecker (TU Darmstadt) (Eds.)
We are delighted to announce the publication of Voice Assistants in Private Homes: Media, Data, and Language in Interaction and Discourse, an interdisciplinary volume edited by Stephan Habscheid, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, and David Waldecker from our CRC. This open-access book provides various contributions regarding voice assistant technologies and their integration into daily life.
The new volume examines voice assistants from different angles, including perspectives of linguistics, sociology, media studies, HCI-research and law, addressing issues such as media and data practices, surveillance, data capitalism, anthropomorphisation, privacy concerns, and the domestication of technology in households. The volume is freely available online through open-access publishing with transcript – you can download the ebook here.
Contributions include analyses of linguistic practices and conceptualisations, studies on capitalist practices and the negotiation of surveillance and privacy as well as reflections on the sociotechnical dynamics of voice assistants. The book also considers broader implications for data ethics and AI development with an outlook on the latest developments in the rise of Large Language Models. The compliation also includes an interview with Nikolai Horn, political advisor on ethical and legal aspects of the digital sphere, dealing with voice assistants and the GDPR.
This publication is essential reading for researchers dealing with human-machine-dialogs, platform technologies, issues of surveillance, privacy and data protection in linguistics, media studies, sociology, and related fields, in particular (but not limited to) those interested in the role of intelligent personal assistants.
The book is part of the Media in Action book series, edited by the Collaborative Research Centre 1187 “Media of Cooperation” at the University of Siegen.
About the researchers
Stephan Habscheid(Prof. Dr.) is a professor of German studies and applied linguistics at Universität Siegen. He is principal investigator of the interdisciplinary project B06 »Un/desired Observation in Interaction: Smart Environments, Language, Body and Senses in Private Homes« at the Collaborative Research Center 1187 »Media of Cooperation«, Universität Siegen (together with Dagmar Hoffmann). His research interests include media linguistics, linguistic praxeology, language in institutions and organizations as well as small talk and conversation.
Tim Hector(Dr. des.) works as a research assistant at the Collaborative Research Center 1187 »Media of Cooperation« in the project B06 »Un/desired Observation in Interaction: Smart Environments, Language, Body and Senses in Private Homes« at Universität Siegen. He did a PhD in applied linguistics on the linguistic domestication of voice assistants. His research interests include media and cultural linguistics, conversation analysis linguistic domestication of media technologies and spoken language in human-computer-interaction.
Dagmar Hoffmann(Prof. Dr.) is a professor of media sociology and gender media studies at Universität Siegen, Germany. She is principal investigator in the interdisciplinary project B06 »Un/desired Observation in Interaction: Smart Environments, Language, Body and Senses in Private Homes«« at the Collaborative Research Center 1187 »Media of Cooperation«, Universität Siegen (together with Stephan Habscheid). Her research is focused on media and cultural sociology, digital literacy, and political participation.
David Waldecker (Dr.) is a sociologist and an academic librarian in training at Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt. He was a post-doc at the Collaborative Research Center 1187 »Media of Cooperation«, Universität Siegen, and published his dissertation on Adorno in the recording studio in 2022.
About the Media in Action Series
The open access series Media in Action, conceived by the DFG Collaborative Research Centre 1187 “Media of Cooperation”, examines the history and present of networked, data-intensive media and their social implications at the interdisciplinary interface of social and media sciences. In the tradition of science and technology studies and actor-network theory, the German and English-language monographs, anthologies and dissertations in the series focus on the practices, (co-)operations and procedures in the use, production and analysis of old and new media. A central challenge facing the series is the development of appropriate ethnographic, digital, sensor-based and design-oriented methods for a new conception of the description of distributed ‚agency‘ between people, computers, bodies and environments.
The Media in Action Series is funded by the German Research Foundation (DFG) – project number 262513311 – CRC 1187.
The series is edited by Timo Kaerlein, Isabell Otto and Tristan Thielmann.
Zusammenfassung
Einsparung von Energie, Konsum nachhaltiger und gesunder Lebensmittel, Gestaltung von Remote Work, von familiärer Reproduktions-, Care- und Hausarbeit, die Sorge um intransparente Datenverwertung und digitale Überwachung, um Verbraucher*innen- und Publikumsmanipulation – der praktische Umgang mit den Herausforderungen der Gegenwart konkretisiert sich nicht zuletzt in privaten Haushalten, wobei digitale Medien einerseits als Bestandteil der Probleme, andererseits als Ressourcen für deren Bewältigung situiert wahrgenommen und verhandelt werden. In der Forschung zur Domestizierung (Silverstone et al. 1992) von Medien spielt der private Haushalt traditionell eine zentrale Rolle.
Indem digitale, vernetzte Medien in Haushalten Einzug halten, wird die Domestizierungsperspektive mehr als bisher herausgefordert, wie exemplarisch Smart Speaker zeigen, mit deren typischerweise hoch selektiver Nutzung wir uns in der zweiten Förderphase in medienlinguistischer und -soziologischer Perspektive befasst haben: Einerseits werden auch solche Medien in soziale Interaktion und alltägliche Praxis eingebettet, andererseits müssen sich diejenigen, die das Funktionspotential der sprachgesteuerten Assistenzsysteme ausschöpfen wollen, an technisierte Dialogstrukturen und Plattformlogiken anpassen; dabei müssen sie vieles über sich preisgeben, was jenseits des Haushalts als Daten in für die Nutzer*innen opaken Verwertungszusammenhängen und Beeinflussungsversuchen Bedeutung erlangen kann.
In Smart-Home-Environments kommen Assistenzsysteme als zentrale Interfaces potenziell erst in vollem Umfang zur Geltung, wobei sich zugleich der Haushalt noch weit mehr als bisher nach außen hin öffnet: War im Fall klassischer Smart Speaker die Beobachtung auf die Wahrnehmungsdimension des Hörens (‚Lauschens‘) beschränkt, führen Kamera- und Monitor- sowie sensorbasierte Systeme und die Vernetzung mit diversen stationären und mobilen Geräten und Infrastrukturen im Extremfall zu einer massiven Ausdehnung des Registrierbaren. Unter Umständen geht damit eine weitere Entgrenzung des Privaten einher, die einerseits (z. B. im Fall der Überwachung von Haushaltsmitgliedern untereinander) als Missbrauch wahrgenommen, andererseits (z. B. unter Perspektiven von Sicherheit) erwünscht sein kann. Es bleibt eine empirische Frage, inwieweit Haushalte sich für derartige Technologien öffnen und welche Folgen sich ggf. für sie ergeben bzw. durch sie erschließen lassen. Es ist dabei offen, wie die Verschiebung von einer potenziell akustischen hin zu einer multimodalen Überwachung von den Nutzenden wahrgenommen, berücksichtigt und mitgestaltet wird. Anknüpfend an technisch-methodische Innovationen in der zweiten Phase werden Mensch-Technik-Dialoge und ihre Einbindung in soziale Interaktion weiterhin untersucht, aber um die Rekonstruktion von Sinnesorientierungen und Körperpraktiken (Mondada 2021) sowie die Berücksichtigung sensorbasierter Mechanismen und ihrer technischen Schnittstellen im Smart Home erweitert werden.
Es ist davon auszugehen, dass sensorische Umgebungen nicht nur das räumliche Arrangement und soziale Miteinander auf der kommunikativen Ebene verändern, sondern dass die Verschränkung von Sinnen und technischen Sensorien neue Vollzüge einer Ko-Artikulation von Daten und Praktiken (Marres 2015) generiert. Vor diesem Hintergrund wird danach gefragt, inwieweit und wie Nutzer*innen ihre situierten Medien- und Datenpraktiken mit Blick auf die eingangs erwähnten diskursiven Imperative bewerten und verantworten (können).
Wir fokussieren uns zum einen auf den multimodalen und wahrnehmungsbezogenen Austausch unter Einbezug häuslicher Umwelten, Geräte und Infrastrukturen. Zum anderen nehmen wir die haushaltsöffentliche Bewertung der digitalisierten Haushaltspraktiken vor dem Hintergrund herrschender Krisendiskurse (z.B. Energiesparen) in den Blick. Parallel ergründen wir die (teilweise) opaken sensorischen Prozesse der — um Kamera, Monitor und Sensoren erweiterten — soziotechnischen Infrastrukturen. In diesem Sinne untersucht das Projekt beide Seiten der sensor- und datenpraktischen Verknüpfung von Haushalten und Plattformen.
Wir besuchen die Studienteilnehmer*innen über einen längeren Zeitraum, um dort zu unterschiedlichen Anlässen audiovisuelle Aufzeichnungen, Fotos und Notizen anzufertigen. Medientagebücher unterstützen die Erfassung der Medienpraktiken im Haushalt.
Die Auswertung kombiniert die Video-Interaktionsanalyse mit ethnografischen Verfahren und Digital Methods. Die Transkription der Videos erfolgt nach multimodalen Standards. Mit Digital Methods betrachten wir die Hersteller-Dokumentationen und Sensor-Schnittstellen der in den Haushalten verwendeten Smart-Home-Geräte.
Software zur multimodalen Transkription der Video-Aufzeichnungen und eigene Aufnahme der Studienteilnehmenden
Im ersten Halbjahr 2024 entwickeln wir das Forschungsdesign, stellen Feldzugänge her und explorieren die zu untersuchenden Plattformen. Anschließend widmen wir uns der umfangreichen Felderhebung durch AV-Aufzeichnungen und Ethnografie unter Einschluss der Datenerhebung für die Plattformanalysen (2024–2026). Die erhobenen Daten werden fortlaufend aufbereitet, in Datensitzungen analysiert und das Vorgehen in interdisziplinären Auswertungs- und Methodenwerkstätten verglichen und kritisch reflektiert. Für das letzte Jahr der Laufzeit (2027) sind neben Projektberichten und Fachpublikationen auch die Beteiligung an mehreren Öffentlichkeitsveranstaltungen und Fachkonferenzen geplant.
„Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse“
Voice Assistants such as Amazon's Alexa populate private homes as well as smartphones, TVs and cars. While suggesting easy living with smart devices, these assistants are criticized as the next step of corporate and state surveillance of the private home, or as harbingers of new and simplified linguistic practices. The contributors to this volume focus on the transformation and persistence of everyday linguistic, media and data practices under platformized conditions and new interfaces. This collection thus brings together perspectives from media sociology, media studies, media linguistics and domestication research.
Habscheid, Stephan, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, und David Waldecker, Hrsg. 2025. Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse. Bielefeld: transcript. ISBN: 978-3-8394-7200-2.
2025
Habscheid, Stephan, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, und David Waldecker, Hrsg. 2025. Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse. Bielefeld: transcript. ISBN: 9783839472002.
Habscheid, Stephan, Tim Hector, und Christine Hrncal. 2025. „Linguistic Practices as a Means of Domesticating Voice-Controlled Assistance Technologies“. In Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse, herausgegeben von Stephan Habscheid, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, und David Waldecker, 207-39. Bielefeld: transcript. https://doi.org/10.1515/9783839472002-008.
Habscheid, Stephan, Dagmar Hoffmann, Tim Hector, und David Waldecker. 2025. „Voice Assistants in Private Homes. Introduction to the Volume“. In Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse, herausgegeben von Stephan Habscheid, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, und David Waldecker, 9-29. Bielefeld: transcript. https://doi.org/10.1515/9783839472002-001.
Hector, Tim. 2025. „Joint journeys: the linguistic domestication of smart speakers and their users in interaction“. AI & Society (Online First): 1-21. https://doi.org/10.1007/s00146-025-02384-w.
Hector, Tim. 2025. „Sprachassistenzsysteme und ihre Interfaces. Eine medienlinguistische Analyse“. In Un/reale Interaktionsräume. Formen sozialer Ordnung im Spektrum medienspezifischer Interaktion, herausgegeben von Clara Kindler-Mathôt, Leblebici Didem, Giacomo Marinsalta, Till Rückwart, und Anna Zaglyadnova, 55-80. Bielefeld: transcript. https://doi.org/10.1515/9783839471463-005.
Hector, Tim, und Niklas Strüver. 2025. „Smart Homes in Everyday Life: The Domestication of Connected Media Technologies“. In Handbuch Soziale Praktiken und Digitale Alltagswelten, herausgegeben von Heidrun Freise, Marcus Nolden, und Miriam Schreiter, 2. Aufl., 1-9 (First Online). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08460-8_106-1.
Hector, Tim, Niklas Strüver, Stephan Habscheid, und Dagmar Hoffmann. 2025. „Sensorische Praktiken im Smart Home. Erkenntnisse und methodische Reflexion einer interdisziplinären Pilotstudie“. Working Paper Series Media of Cooperation 36: 1-28. https://doi.org/10.25819/ubsi/10668.
Strüver, Niklas. 2025. „Innovating Alexa amid the Rise of Large Language Models. Sociotechnical Transitions in Algorithmic Development Practices“. In Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse, herausgegeben von Stephan Habscheid, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, und David Waldecker, 365-402. Bielefeld: transcript. https://doi.org/10.1515/9783839472002-014.
Waldecker, David, Alexander Martin, und Dagmar Hoffmann. 2025. „Mostly Harmless? Everyday Smart Speaker Use and Pragmatic Fatalism“. In Voice Assistants in Private Homes. Media, Data and Language in Interaction and Discourse, herausgegeben von Stephan Habscheid, Tim Hector, Dagmar Hoffmann, und David Waldecker, 291-317. Bielefeld: transcript. https://doi.org/10.1515/9783839472002-011.
2024
Hector, Tim Moritz, und Christine Hrncal. 2024. „Sprachassistenzsysteme in der Interaktion“. In Sprache und digitale Kommunikation, herausgegeben von Jannis Androutsopoulos und Friedemann Vogel, 309-28. Handbücher Sprachwissen 23. Berlin u.a.: de Gruyter. ISBN: 9783110744101 .
2023
Habscheid, Stephan, Tim Hector, und Christine Hrncal. 2023. „Human and non-human agency as practical accomplishment: Interactional occasions for ascription and withdrawal of (graduated) agency in the use of smart-speaker-technology“. Herausgegeben von Samira Ibnelkaïd und Iuliia Avgustis. Social Interaction. Video-Based Studies of Human Sociality. Special Issue: Situated agency in digitally artifacted social interactions 6 (1/2023). https://doi.org/10.7146/si.v6i1.137378.
Hector, Tim Moritz, David Waldecker, Niklas Strüver, und Tanja Aal, Hrsg. 2023. Thematic issue: „Taming Digital Practices – On the Domestication of Data-Driven Technologies“. Digital Culture & Society 9 (1/2023). ISBN: 978-3-8376-6357-0.
Strüver, Niklas. 2023. „Wieso eigentlich Alexa? Konzeptualisierung eines Sprachassistenten als Infrastruktur und Plattform im soziotechnischen Ökosystem Amazons“. kommunikation@gesellschaft 24: 1-33. https://doi.org/10.15460/kommges.2023.24.1.1194 .
Strüver, Niklas. 2023. „Introduction: Forms of Context in Digital Technologies“. In The Routledge Handbook of Media and Technology Domestication, herausgegeben von Maren Hartmann, 329-30. London, New York: Routledge, Taylor & Francis Group.
Waldecker, David, und Tim Moritz Hector. 2023. „Taming digital practices: A praxeological approach towards domestication of connected devices and services. Introduction to the thematic issue“. Digital Culture & Society 9 (1/2023). https://doi.org/10.14361/dcs-2023-0102.
Waldecker, David, Tim Moritz Hector, und Dagmar Hoffmann. 2023. „Intelligent Personal Assistants in practice. Situational agencies and the multiple forms of cooperation without consensus“. Herausgegeben von Stephan O. Görland, Cindy Roitsch, und Andreas Hepp. Convergence. Special Issue: Agency in a Datafied Society 30 (3): 975-91. https://doi.org/10.1177/13548565231189584.
Waldecker, David, und Dagmar Hoffmann. 2023. „Inszenierung von kritischen Kompetenzen in Nischenöffentlichkeiten: Bewertungen von Smart Speakern auf YouTube“. kommunikation@gesellschaft 23 (1): 1-28. https://doi.org/10.15460/kommges.2022.23.1.1000.
Habscheid, Stephan. 2022. „ Intelligent Personal Assistants (IPA) in the Private Home“. Sprache und Literatur 51 (2): 167-96. https://doi.org/10.30965/25890859-05002020.
Hector, Tim. 2022. „Smart Speaker in der Praxis: Methodologische Überlegungen zur medienlinguistischen Erforschung stationärer Sprachassistenzsysteme“. Sprache und Literatur 51 (2): 197-229. https://doi.org/10.30965/25890859-05002021.
Hector, Tim, Franziska Niersberger-Gueye, Franziska Petri, und Christine Hrncal. 2022. „The ‘Conditional Voice Recorder’: Data practices in the co-operative advancement and implementation of data-collection technology“. Working Paper Series Media of Cooperation 23: 1-15. http://dx.doi.org/10.25819/ubsi/10225 .
Waldecker, David. 2022. „Zur empirischen und theoretischen Kritik der Datensouveränität anhand der Smart-Speaker-Nutzung“. merzWissenschaft 66 (6): 147-57.
Waldecker, David, und Axel Volmar. 2022. „Die zweifache akustische Intelligenz virtueller Sprachassistenten zwischen verteilter Kooperation und Datafizierung“. In Acoustic Intellingence. Hören und Gehorchen, herausgegeben von Anna Schürmer, Maximilian Haberer, und Tomy Brautschek, 161-82. Düsseldorf: Düsseldorf University Press. https://doi.org/10.1515/9783110730791-011.
2021
Habscheid, Stephan, Tim Hector, Christine Hrncal, und David Waldecker. 2021. „Intelligente Persönliche Assistenten (IPA) mit Voice User Interfaces (VUI) als ‚Beteiligte‘ in häuslicher Alltagsinteraktion. Welchen Aufschluss geben die Protokolldaten der Assistenzsysteme?“. Journal für Medienlinguistik 4: 16-53. https://doi.org/10.21248/jfml.2021.44.
Waldecker, David, Oliver Schmidtke, und Kathrin Englert. 2020. „Individuierung, Autonomie und Social Media. Überlegungen zum Strukturwandel von Öffentlichkeit und Privatheit“. Sprache und Literatur 49 (1): 171-99. https://doi.org/10.30965/25890859-04901007.
2019
Englert, Kathrin, David Waldecker, und Oliver Schmidtke. 2019. „Un/erbetene Beobachtung: Bewertung richtigen Medienhandelns in Zeiten seiner Hyper-Beobachtbarkeit“. In Digitale Bewertungspraktiken. Für eine Bewertungssoziologie des Digitalen, herausgegeben von Jonathan Kropf und Stephan Laser, 215-36. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21165-3_9.
Schmidtke, Oliver, Kathrin Englert, und David Waldecker. 2019. „Vom alltäglichen Ziehen fließender Grenzen. Die Veröffentlichung von Intimität bei jugendlichen Social-Media-Nutzer/innen“. In Intimisierung des Öffentlichen. Zur multiplen Privatisierung des Öffentlichen in der digitalen Ära, herausgegeben von Patrik Ettinger, Mark Eisenegger, Marlis Prinzing, und Roger Blum, 211-26. Mediensymposium. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24052-3_12.
Waldecker, David, Kathrin Englert, und Wolfgang Ludwig-Mayerhofer. 2019. „Media Ethnography and Participation in Online Practices“. Media in Action. Interdisciplinary Journal on Cooperative Media 3 (1): 9-22. https://www001.zimt.uni-siegen.de/ojs/index.php/mia/article/view/47.
2018
Kathrin, Englert, Lene Faust, Christian Heinrich-Franke, Claudia Müller, und Cornelius Schubert (Hrsg.). 2018. „Thematic Focus: Socioinformatics“. Media in Action. Interdisciplinary Journal on Cooperative Media, Sonderheft, 2 (1). https://www001.zimt.uni-siegen.de/ojs/index.php/mia/issue/view/9.
2017
Englert, Kathrin, Jacqueline Klesse, Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Oliver Schmidtke, und David Waldecker. 2017. „‚Das Digitale‘ und sein Modus Operandi. Bewertungen (un)erbetener Be(ob)achtung“. In Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016, herausgegeben von Stephan Lessenich. Bamberg: Deutsche Gesellschaft für Soziologie. http://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/524.
Reißmann, Wolfgang, und Dagmar Hoffmann. 2017. „Mediatisierung und Mediensozialisation. Überlegungen zum Verhältnis zweier Forschungsfelder“. In Mediatisierung und Mediensozialisation. Prozesse – Räume – Praktiken, herausgegeben von Dagmar Hoffmann, Friedrich Krotz, und Wolfgang Reißmann, 59-78. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14937-6_4.