Forschungspreis für herausragende Arbeiten an SFB-Mitglieder verliehen
SFB-Dissertationen mit dem Förderpreis der Dirlmeier-Stiftung ausgezeichnet
Christoph Borbach (Universität Siegen) und Sarah Rüller (Universität Siegen)
Wir gratulieren unseren Mitgliedern zur Verleihung des Förderpreises der Dirlmeier-Stiftung für ihre herausragenden Forschungsarbeiten.
→ zum vollständigen Pressebericht der Universität Siegen
Über die Preisverleihung
Die Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses zu würdigen, ist der Universität Siegen ein wichtiges Anliegen. In feierlichem Rahmen wurden im November und Februar mehrere Hochschulpreise verliehen. Neben dem Förderpreis der Dirlmeier-Stiftung an die SFB-Mitglieder Christoph Borbach und Sarah Rüller wurden weitere Absolvent*innen von der Universität Siegen, dem Landkreis Olpe, der IHK und dem DAAD für ihre herausragenden Arbeiten und ihr besonderes Engagement ausgezeichnet. Im neuen Studienservice Center in der Siegener Innenstadt kamen die Preisträger*innen mit ihren Familien und Freunden, den Preisgeber-Institutionen sowie den Laudator*innen zusammen.
„Die Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist ein zentraler Baustein der Universität Siegen. Ich freue mich sehr, dass wir herausragende Arbeiten und junge Menschen für ihren Einsatz, ihr Interesse und ihre fachliche Leistung auszeichnen können“, sagte Uni-Rektorin Prof. Dr. Stefanie Reese.


Über die Dissertationen
Christoph Borbach: Delay – Mediengeschichten der Verzögerung, 1850-1950
In seiner Dissertationsschrift setzt sich Christoph Borbach mit Delay, der Übertragungszeit von Impulsen und Signalen auseinander. Delay kann als flüchtiger Akteur einer Mediengeschichte verstanden werden. Delay-Medien wie die Sonographie, das Sonar oder Radar haben weitreichende Implikationen für aktuelle Medienkulturen. Dabei musste sich die Verdatung von Umwelten und Körpern als Funktion von Übertragungszeiten zunächst aber historisch beweisen. Christoph Borbach widmet sich in neun Fallgeschichten frühen Temporalisierungen von Räumen in Kontexten von u.a. Medizin, Post, Militär und Computertechnik. Innovativ beleuchtet Borbach so die Medienkultur-, Wissens- und Praxisgeschichte des Akteurs Delay—von ersten Sensormedien im 19. Jahrhundert bis hin zu Infrastrukturen der Verarbeitung von Big Data in Echtzeit.
Sarah Rüller: Moving Beyond the WEIRD: Lessons from an Amazigh Community in Shaping Pluralistic Digital Futures
→ erhältlich hier (only in English)
In ihrer Dissertationsschrift untersucht Sarah Rüller kritisch die Herausforderungen westlicher digitaler Forschung in nicht-westlichen Kontexten anhand einer ethnographischen Fallstudie im Hohen Atlas in Marokko. Die Studie beleuchtet postkoloniale Machtstrukturen, Extraktivismus und die Auswirkungen des Technokapitalismus und hinterfragt gängige Entwicklungs- und Nachhaltigkeitskonzepte. Sie plädiert für eine Abkehr vom klassischen ICT4D-Ansatz (Information and Communication Technologies for Development) hin zu ICT4R (Information and Communication Technologies for Recovery).
Durch einen partizipativen Forschungsansatz, der Co-Design, spekulatives Design und Storytelling umfasst, analysiert die Dissertation, wie lokale Gemeinschaften digitale Infrastrukturen nutzen und mit den Spannungen zwischen digitaler Inklusion, Authentizität und externer Ausbeutung umgehen. Die Arbeit reflektiert kritisch die Rolle der Mensch-Computer-Interaktion (HCI) und der Designforschung bei der Förderung einer ethisch fundierten, kontextbezogenen und pluralistischen Wissensproduktion. Darüber hinaus fordert sie eine Neubewertung akademischer Forschungspraktiken und plädiert für nachhaltigere und gemeinschaftsbasierte Methoden. Durch die Betonung von Multiliteralität und alternativen Epistemologien trägt die Dissertation dazu bei, inklusive digitale Zukünfte zu gestalten, die lokales Wissen, Handlungsmacht und kulturelle Vielfalt respektieren.
Über die Forschenden
Christoph Borbach ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt P04: „Precision Farming: Ko-operative Praktiken des Virtual Fencing“ des Sonderforschungsbereichs „Medien der Kooperation“ und promovierte in Medienwissenschaft. Seine Forschungsinteressen umfassen Historische Medienpraxeologie, Medienarchäologie des Digitalen, Sensormediengeschichte und Mediengeschichte der Laufzeitmessung.
Sarah Rüller ist wissenschaftliche Mitarbeitein im Teilprojekt B04: „Digitale Öffentlichkeiten und gesellschaftliche Transformation im Maghreb“ des Sonderforschungsbereichs „Medien der Kooperation“ und promovierte in Sozioinformatik. Ihre Forschungsinteressen umfassen Ethnography in Human Computer Interaction, Intercultural Learning Settings und Community Cooperation and Innovation.