Neuerscheinung: Smart Speaker im Dialog

Dissertation zu sprachlichen Praktiken mit Sprachassistenten aus dem Teilprojekt B06 erschienen

von Tim Hector (Universität Siegen)

In der Reihe „Empirische Linguistik“ bei De Gruyter Brill ist die Dissertation von Tim Hector (Teilprojekt B06 „Un/erbetene Beobachtung in Interaktion – Smart Environments, Sprache, Körper und Sinne in Privathaushalten“) als Open-Access-Publikation erschienen.

 
Cover Smart Speaker im Dialog von Tim Hector

Über Smart Speaker im Dialog

Die Dissertation „Smart Speaker im Dialog. Sprachliche Praktiken mit Voice User Interfaces“ untersucht Sprachassistenten aus linguistischer Perspektive. Im Mittelpunkt stehen Smart Speaker wie „Alexa“ oder „Google Home“. Sie lassen sich über Sprache steuern und liefern unter anderem Musik oder Wetterinformationen. Untersucht wird, wie der Austausch mit diesen Geräten sprachlich organisiert ist, welche Praktiken dabei entstehen und wie die Geräte in den Alltag integriert werden.

Die Arbeit verbindet theoretische Diskussionen zur Praxeologie und zum Domestizierungsbegriff mit einer empirischen Analyse von Audio- und Videoaufnahmen. Das Korpus umfasst Situationen der Erstinstallation und der alltäglichen Nutzung. Für Audio-Aufnahmen im Alltag kam ein speziell entwickeltes Gerät zum Einsatz, das Sprachsteuerungen automatisch mitschneidet (Conditional Voice Recorder, siehe unser SFB-Working Paper Nr. 23). Methodologisch ist die Dissertation qualitativ und gesprächsanalytisch angelegt.

Die Analysen zeigen im Bereich der dyadischen Dialoge (d.h. ein Mensch und ein Gerät), dass u.a. Adressierungen wie „Alexa“ neu funktionalisiert werden und der Ablauf von Gesprächen streng musterhaft erfolgen muss. Auch Praktiken anderer gesprächsanalytische Kategorien – z.B. aus dem Bereich der Rederechsorganisation (Turn-Taking) oder Reparaturen – bleiben zwar sichtbar, werden aber technisch überformt. Neue Praktiken entstehen, etwa das gezielte Unterbrechen (Barge-Ins).

In Mehrparteien-Situationen werden Smart Speaker sprachlich teils als Beteiligte, teils als Objekte gerahmt. Besonders interessant ist ein „formal-funktionaler Split“: Äußerungen, die an Geräte gerichtet scheinen, erfüllen oft andere Zwecke – z.B. Humor, Frustabbau oder die Domestizierung widerspenstiger Technik.

 

Über den Autor

Tim Hector ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt B06: Un/erbetene Beobachtung in Interaktion – Smart Environments, Sprache, Körper und Sinne in Privathaushalten. Er wurde 2024 im Fach Angewandte Sprachwissenschaft promoviert und forscht in den Bereichen Medien- und Kulturlinguistik, Gesprächsanalyse und zur linguistischen Praxeologie.