A06 - Visuell integrierte klinische Kooperation
Nach Phase II beendet.
Teilprojektleitende:
Mitarbeitende:
Prof. Dr. Veit Braun
Dr. Habibi Yahya
Prof. Dr. med. Nabeel Farhan
Ehemalige Mitarbeitende:
Das Teilprojekt A06 untersucht arbeitsteilige Behandlungsvollzüge auf einer neurochirurgischen Station und entwickelt neue Darstellungsmodi zur visuellen Integration diagnostisch-kooperativer Daten im Rahmen eines Visualisierungsprototyps. In enger Abstimmung von Soziologie, Informatik und Neurochirurgie werden insbesondere körperbezogene Visualisierungsformen für kooperative Behandlungsvollzüge erarbeitet und praxisnah getestet. Die gemeinsame Arbeit der beteiligten Disziplinen führt die Entwicklung von Konzepten und Methoden einer symmetrischen Technologieentwicklung und Theoriebildung weiter und integriert sie in einem interdisziplinären Entwicklungsansatz.
Zum Ende der ersten Förderperiode wurde ein Prototyp fertiggestellt, in dem kooperationsrelevante medizinische Daten über den Status von PatientInnen mit Bandscheibenvorfall körperbezogen visualisiert werden. Der Visualisierungsprototyp stellt damit ein neues Kooperationsmedium neben den bestehenden Krankenakten und Informationssystemen dar. Als solches integriert und visualisiert es ausgewählte Behandlungsdaten, um kooperative Behandlungsvollzüge teilweise zu reorganisieren.
Klinische Kooperation und Kooperationsmedien werden in der zweiten Phase dezidiert aus der Perspektive diagnostisch-kooperativer Daten untersucht, die sich als kooperative Daten im Sinne des Rahmenantrags verstehen lassen, die sowohl sinnlich verkörpert, medial verteilt und sozial organisiert sind. Auch für die Neurochirurgie zeigt sich, das kooperative Daten nicht einfach als gegeben vorliegen, sondern situativ verteilt, nicht selten mehrdeutig und teilweise unvollständig sind und daher in der Praxis von den Beteiligten kontinuierlich hervorgebracht werden müssen.
Für die interdisziplinäre Arbeit der zweiten Phase steht die inhaltliche Weiterentwicklung des Prototyps und dessen engere Anbindung an den Arbeitsalltag des Krankenhauses im Zentrum. Disziplinär betrachtet erweitert die Informatik die entwickelten Visualisierungsmodi insbesondere um dynamische Visualisierungen von Krankheits- und Behandlungsverläufen und erstellt Interaktionskonzepte zur innovativen Benutzung des Prototyps; die Soziologie erweitert den Forschungskontext um komparative Feldforschung bei der Pflege sowie Teambesprechungen bei den ÄrztInnen. Damit wird eine visuelle Integration diagnostisch-kooperativer Daten nicht nur für die asynchron-mobile Nutzung des Prototyps am Patientenbett, sondern auch für eine synchron-stationäre Gruppennutzung während Teambesprechungen erforscht.
Publikationen
Aktuell
Schubert, Cornelius. 2018. Medizinische Reparaturkulturen. Zum Umgang mit (nicht) funktionierender Technik im laufenden Betrieb. In: Kulturen des Reparierens. Dinge – Wissen – Praktiken, hg. von Stefan Krebs, Gabriele Schabacher, und Heike Weber, 327-345. Bielefeld: transcript.