WPT - Werkstatt Praxistheorie

Beendet nach Phase I.

Die Werkstatt Medienpraxistheorie verfolgt das Ziel der Theorieentwicklung einer digitalen Praxeologie. Das Format kombiniert in der zweiten Förderphase (2020–2023) Abendvorträge internationaler Gastwissenschaftler*innen mit intensiven Textdiskussionen in Seminaren mit Werkstattcharakter. Sie findet 3-4x pro Semester im Rahmen des integrierten Graduiertenkollegs (MGK) statt.

In der ersten Förderphase (2016–2019) hat sich das Format als Werkstatt Praxistheorie zu einem zentralen Diskussionsort für die Weiterentwicklung praxistheoretischer Ansätze für die sozial- und medienwissenschaftliche Medienforschung etabliert. Das übergreifende Ziel der Werkstatt Praxistheorie war eine Neuperspektivierung der Mediengeschichte und Medienanalyse, die Praxis allen anderen Größen vorlagert und deshalb vor allem Produktions- und Arbeitsprozesse in den Vordergrund rückt. Für die historiographische und ethnographische Arbeit wurden die ‚Medien der Kooperation‘ in drei praxis- und medientheoretischen Kategorien heuristisch erfasst: Medienpraktiken der Koordination, Medienpraktiken der Delegation und Medienpraktiken der Registrierung und Identifizierung. Anhand dieser Kategorien wurden Medienpraktiken in Öffentlichkeiten und Infrastrukturen untersucht.

Des Weiteren widmete sich die Werkstatt Praxistheorie der ‚Theoretischen Empirie‘ und versammelte Forschungen, die es verstehen, Fragen der Theorieentwicklung und eigenständige empirische Forschung präzise aufeinander abzustimmen. Zu diesem Zweck wurden drei ‚Mittelpunkte‘ benannt, welche sich seit dem ‚Practice turn‘ herauskristallisiert haben: (1) Medienpraktiken des Entstörens und Reparierens (2) Medienpraktiken des Experimentierens und (3) Medienpraktiken des Aktualisierens.

Aus der Werkstatt Praxistheorie und der dort geleisteten medien- und sozialwissenschaftlichen Methodenreflexion sind die neuen Teilprojekte P02 Medien der Praxeologie II: Zur Methodologiegeschichte der AV-Sequenzanalyse und P03 Medien der Praxeologie III: Digitale Forschungswerkzeuge und Umgebungen hervorgegangen.

Kontakt: Dr. Johannes F.M. Schick [E-mail]

 

Ausgewählte Publikationen

2021

The publication studies four aspects of the practice turn in media studies: Media history from a praxeological perspective, the practice turn in religion and media studies, the connecting and dividing lines of media theories concerning gender and post_colonial agencies, and a historical and theoretical examination of the current relationship of media theory and practice theory.

Schüttpelz, Erhard, Nadine Taha, Jeremy Stolow, Monika Dommann und Ulrike Bergermann, Hrsg. 2021. Connect and Divide: The Practice Turn in Media Studies. Zürich: diaphanes.

2019

Das Soziale ist immer schon medial und das Mediale immer schon sozial. Die „Materialität der Kooperation“ fragt nach materiellen Bedingungen und Medienpraktiken der Kooperation. Kooperation wird dabei als wechselseitiges Zusammenwirken verstanden, das mit oder ohne Konsens, mit oder ohne Kopräsenz der beteiligten Akteure von statten gehen kann.
 
Gießmann, Sebastian, Tobias Röhl, und Ronja Trischler, Hrsg. 2019. Materialität Der Kooperation. Medien Der Kooperation. Wiesbaden: Springer VS. 

 

This paper explores the relationship between knowledge and practice, knowledgeable practices, knowing in practice and knowledge as a situated activity. It traces a tradition of sociological thought in practice theories that derives from studies of scientific knowledge and that challenges the conventional understanding of the ‘social’ as human-centred. The understanding of practice is grounded in an actor-network approach and in feminist Science and Technology Studies.

Gherardi, Silvia. 2019. Practice as a collective and knowledgeable doing. CRC 1187 Media of Cooperation Working Paper Series, Nr. 8.

 

2018

Welche delegativen Elemente enthält eine ganz normale Medieninteraktion im Jahr 2018? Wie lassen sich delegative Praktiken der wechselseitigen ko-operativen Übergaben und Stellvertretungen innerhalb eines Settings, in dem Medieninteraktionen aus Mikro-Delegationen ensteht, beschreiben? Mit dem folgenden Text möchte ich einem geeigneten praxis- und medientheoretischen Vokabular nachgehen, das diese Praktiken des Delegierens inmitten einer Vielzahl soziotechnischer Delegierter erfassbar machen soll.

Gießmann, Sebastian. 2018. Für eine Medienpraxistheorie der Delegation. Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Nr. 2: 133–148.

 

Dieser medientheoretischer Text ist zugleich ein vorsichtig durchgeführtes Experiment und eine mögliche Heuristik, die bei der Erforschung digitaler Medienkulturen helfen soll. Die Ausführungen adressieren daher einerseits durch Praktiken hervorgebrachte Eigenschaften und andererseits analytisch bestimmbare sozio- und kulturtechnische Charakteristika von Medien, die sich aus den Gebrauchsformen heraus verallgemeinern lassen.

Gießmann, Sebastian. 2018. Elemente einer Praxistheorie der Medien. Zeitschrift für Medienwissenschaft 19: 95–109.

 

2017

Die Einleitung in das Schwerpunktheft der Navigationen fächert zunächst die unterschiedlichen theoretischen und methodischen Ansätze zu Medienpraktiken am Beispiel einer Skype-Konferenz der Herausgeber_innen auf. Anhand der Situation der Videokonferenz lässt sich nicht nur die Vielzahl an Perspektiven auf Medienpraktiken zeigen, sondern auch verdeutlichen, was wir unter Medienpraktiken fassen. Im Anschluss folgt eine Bestimmung von Medienpraktiken anhand grundlegender Merkmale.

Dang-Anh, Mark, Simone Pfeifer, Clemens Reisner und Lisa Villioth. 2017. Medienpraktiken – Situieren, Erforschen, Reflektieren. Eine Einleitung. Navigationen – Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften 17, Nr. 1: 7–36.

 

An der Schnittstelle von Science and Technology Studies und Medienwissenschaften werden Susan Leigh Stars (1954-2010) Arbeiten zu Grenzobjekten, Marginalität, Arbeit, Infrastrukturen und Praxisgemeinschaften interdisziplinär kommentiert und auf ihre medienwissenschaftliche Produktivität hin befragt. Die wegweisenden historischen und ethnografischen Texte der US-amerikanischen Soziologin liegen mit diesem Band erstmals gesammelt auf Deutsch und in Open Access vor.

Star, Susan Leigh. 2017. Grenzobjekte und Medienforschung. Hrsg. von Sebastian Gießmann und Nadine Taha. Bd. 10. Locating Media | Situierte Medien. Bielefeld: transcript.

 

In den vergangenen Jahrzehnten ist mit den Science and Technology Studies (STS) ein Forschungsfeld entstanden, das eine grundlegende Neubestimmung des Verhältnisses von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft vornimmt. Der vorliegende Band versammelt erstmals zentrale Texte der STS in deutscher Sprache, u. a. von Bruno Latour, David Bloor, Michel Callon, Donna Haraway und Karen Barad, und bietet zudem Überblicksdarstellungen aller wichtigen Forschungsgebiete und Theoriepositionen. Entstanden ist so eine grundlegende Einführung in diese innovative Forschungsrichtung.

Potthast, Jörg (2017a): Sozialkonstruktivistische Technikforschung zur Einführung. In: Bauer, Susanne; Torsten Heinemann & Thomas Lemke (Hrsg.) Science and Technology Studies. Klassische Positionen und aktuelle Perspektiven. Berlin: Suhrkamp, 99-122.

 

The landscape of social theory has changed significantly over the three decades since the publication of Anthony Giddens and Jonathan Turner’s seminal Social Theory Today. Sociologists in the twenty-first century desperately need a new agenda centered around central questions of social theory. In Social Theory Now, Claudio E. Benzecry, Monika Krause, and Isaac Ariail Reed set a new course for sociologists, bringing together contributions from the most distinctive sociological traditions in an ambitious survey of where social theory is today and where it might be going.

Potthast, Jörg (2017b): The sociology of conventions and testing. In: Benzecry, Claudio; Monika Krause & Isaac Ariail Reed (eds.) Social theory now. Chicago: UP, 337-360.