Werkstatt Praxistheorie Sommer 2017

Die Werkstatt Praxistheorie widmet sich in diesem Semester den Medienpraktiken der Delegation.

Das übergreifende Ziel der Werkstatt Praxistheorie A ist eine Neuperspektivierung der Mediengeschichte und Medienanalyse, die Praxis allen anderen Größen vorlagert und deshalb vor allem Produktions- und Arbeitsprozesse in den Vordergrund rückt. Für die historiographische und ethnographische Arbeit sollen die ‚Medien der Kooperation‘ in drei praxis- und medientheoretischen Kategorien heuristisch erfasst werden: Medienpraktiken der Koordination, Medienpraktiken der Delegation und Medienpraktiken der Registrierung und Identifizierung. Anhand dieser Kategorien werden Medienpraktiken in Öffentlichkeiten und Infrastrukturen untersucht.

Praxistheorie B wird sich der ‚Theoretischen Empirie‘ widmen und Forschungen versammeln, die es verstehen, Fragen der Theorieentwicklung und eigenständige empirische Forschung präzise aufeinander abzustimmen. Zu diesem Zweck lassen sich drei ‚Mittelpunkte‘ benennen, welche sich seit dem ‚Practice turn‘ herauskristallisiert haben: (1) Medienpraktiken des Entstörens und Reparierens (2) Medienpraktiken des Experimentierens und (3) Medienpraktiken des Aktualisierens.

 

 

Vorträge im Sommersemester 2017:

Jeweils mittwochs um 18 Uhr
Campus Herrengarten, Raum AH-217/18

In this talk I aim to provide one possible answer to a simple question: How can we adequately theorize the built world we inhabit? How can we rethink the built world beyond the rural-urban distinction that lumps together places that are very unlike each other? My answer is to devise a differential cosmopolitics, a different way thinking about materialized practices that allows us to see changing morphologies of modern socio-materialities. The built world I suggest is patterned by different kinds of objects with different kinds of agency. Starting with the well-known idea of immutable mobile, I show that we can discern mutable mobiles (things, plasma), mutable immobiles (buildings) and immutable immobiles (infrastructures). I discuss two recent morphological shifts to the modern patterning of sociomaterial agency: assemblies without buildings and locational technologies that replace buildings.

In diesem Vortrag entwerfe ich ein trans-sequentielles Panorama, das entlang meiner bisherigen Ethnographien die Arbeit in Ämtern, Gerichten, Parlamenten oder Polizeistationen auf ihre sachlichen Kapazitäten hin vermisst. Dabei verknüpft die Objekt-zentrierte, trans-sequentielle Analyse Praxisforschung und Diskursanalyse und öffnet diese hin zur Gegenwartsdiagnose. Die Problembearbeitungskapazität der staatlichen Apparate erweist sich als jeweils bedingt – im Lichte existentieller Probleme.

Der Vortrag nimmt mit Matthew Fullers Media Ecologies und Isabelles Stengers’ Ökologie der Praktiken zwei Praxistheorien zum Ausgangspunkt, die aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven Überlegungen zu einer Ökologie medialer Praktiken entwickeln und deren Herausforderungen und Potenziale ausloten. Stengers’ Votum für eine Ethik des Experimentierens, die alle beteiligten Entitäten gleichwertig behandelt, trifft auf Fullers Verteidigung widerständiger kollaborativer Medienpraktiken. Davon ausgehend widmet sich der Vortrag den Verfahren und Aushandlungsprozessen experimenteller wie kollaborativer Praktiken und entwirft eine Medienpraxistheorie der Relationen.

 

Kontakt:
Dr. Sebastian Gießmann
sebastian.giessmann[æt]uni-siegen.de