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In digitalen Öffentlichkeiten kursiert eine Vielzahl von Texten, die urheberrechtlich geschützte Werke fortschreiben und re-kombinieren. Der Workshop diskutiert zum einen die konkurrierenden Formen der Beschreibung solcher Texte und Textmassen, indem er den Begriff Fan Fiction (und verwandte Bezeichnungen wie Mashup, Remix und Sampling) mit dem Konzept ‚transformativer Werke‘ in Verbindung setzt. Zum anderen soll der historische Vergleich 1800/Gegenwart Forschungsansätze zusammenführen, die eine literaturwissenschaftliche sowie zugleich medienhistorische Dimension aufweisen, sind doch Literaturgeschichte und Urheberrecht mit der im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts einsetzenden Verrechtlichung immaterieller Güter eng verwoben.
Die alltägliche Präsenz und der Erfolg von Fan Fiction fordert das bestehende Urheberrecht heraus. Die explosive Zunahme ‚minoritärer Autorschaft‘ wirft die Frage auf, inwieweit das Phänomen mit Verweis auf die Dynamik digitaler Kulturen ausreichend erklärt ist. Es spricht einiges dafür, dass die kooperative Natur von Schreibpraktiken im Zeichen von Fan Fiction Prozesse sichtbar macht, die neben den Routinen des Literaturbetriebs und einer institutionalisierten Literaturkritik immer schon bestanden. „Fortsetzungen“ fremder Werke ohne Einwilligung der „Schöpfer“ hat es stets gegeben und waren noch im 18. Jahrhundert unhinterfragte und weithin unproblematische Praxis. Die Literaturgeschichte der Werkherrschaft (Heinrich Bosse) und die Sozialgeschichte des „romantischen Autor-Genies“ (Martha Woodmansee) werden vor diesem Hintergrund Objekte neu erwachter Aufmerksamkeit und provozieren eine Revision.
Anhand konkreter Fallbeispiele und Vergleiche geht der Workshop folgenden Themen nach:
Praxis transformativen Werkschaffens: Wie hängen Praktiken des Editierens (in digitalen Öffentlichkeiten), Lektorierens und des kollaborativen Schreibens mit kooperativen Infrastrukturen zusammen?
Fan Fiction / transformative Werke nach Erfindung des Urheberrechts: In welchen Nischen und unter welchen Bedingungen haben sie nach den Verrechtlichungsschüben überlebt und fortexistiert? Welchen Einfluss haben die sich historisch wandelnden urheberrechtlichen Bedingungen auf das Verfassen und Veröffentlichen transformativer Werke und Fan Fiction?
Idiosynkratische Produktions- und Veröffentlichungsordnungen: Inwiefern entstehen aus der Praxis heraus eigenständige Regeln, Werte und Konventionen, die als Alternativen zum geltenden Urheberrecht das Agieren der Akteurinnen und Akteure formen?
Venue
Campus Herrengarten
Raum AH 217/218
Herrengarten 3
57072 Siegen